
Die Bevölkerung der Waschbären in Deutschland wächst kontinuierlich. Bereits seit den 1930er Jahren, als diese Tiere aus Pelztierfarmen entkamen, haben sie sich weit verbreitet und sind mittlerweile auch in städtischen Gebieten sowie Gärten anzutreffen. Diese Entwicklung bringt nicht nur ökologische Herausforderungen mit sich, sondern auch gesundheitliche Risiken für Menschen und Tiere.
Waschbären (Procyon lotor) sind Allesfresser und ernähren sich sowohl von pflanzlichen als auch von tierischen Nahrungsquellen. Ihre Nahrungsaufnahme, die zu 40% aus Pflanzen und zu 60% aus tierischen Produkten besteht, umfasst auch ungenießbare Tiere wie Erdkröten. Dies kann negative Auswirkungen auf die bestandsgefährdeten Amphibien haben. Zugleich sorgen die Nahrungsquellen in urbanen Gebieten, wie Mülleimer und Gärten, für eine optimale Lebensweise der Waschbären.
Gesundheitsrisiken durch Parasiten
Ein bedeutendes Risiko stellen die Parasiten dar, die im Kot der Waschbären vorkommen. Forschungen des Senckenberg-Institutes zeigen, dass der Kot Parasiten enthält, die potenziell auf den Menschen übertragbar sind. Besonders hervorzuheben ist der Waschbärspulwurm (Baylisascaris procyonis), der sich unter optimalen klimatischen Bedingungen in Europa ausbreitet und gesundheitliche Schäden bei Menschen verursachen kann. Bislang sind in Deutschland nur vereinzelt Krankheitsfälle bekannt geworden.
In einer umfassenden Untersuchung wurden 234 Waschbären auf verschiedene Parasitenarten untersucht. Dabei wurden 23 Parasiten identifiziert, wovon fünf als potenziell pathogenic für den Menschen gelten. Besonders alarmierend ist, dass 14 der nachgewiesenen Parasiten zuvor unbekannt bei europäischen Waschbären waren. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass die Überwachung der Waschbärenpopulation und ihrer Parasiten nötig ist, um Menschen vor möglichen Zoonosen zu schützen.
Klimawandel als fördernder Faktor
Der Klimawandel spielt eine bedeutende Rolle in der Vermehrung von Parasiten im Waschbärkot. Höhere Temperaturen begünstigen die Entwicklung des Waschbärspulwurms, dessen Eier besonders resistent gegen Umwelteinflüsse sind. Diese können nur unter extremen Bedingungen, wie Temperaturen unter -15 Grad Celsius oder über 60 Grad Celsius, abgetötet werden. Solche klimatischen Verhältnisse sind jedoch in Europa die Ausnahme. Die latrinenartigen Plätze, die Waschbären zur Ausscheidung nutzen, sind häufig stark mit Eiern des Spulwurms kontaminiert und erhöhen so das Gesundheitsrisiko für Menschen und Haustiere erheblich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die zunehmend invasive Präsenz der Waschbären in Deutschland die heimische Tierwelt gefährdet und die Gesundheit von Menschen und Haustieren beeinträchtigt. Fachleute betonen die Dringlichkeit von Überwachungs- und Managementstrategien, um sowohl die Waschbärenpopulation als auch die damit verbundenen Krankheiten zu kontrollieren. Ein gründliches Waschen von Obst und Gemüse aus dem Garten sowie das Vermeiden von Lebensmittelresten auf Komposthaufen sind wichtige präventive Maßnahmen.
Diese vielseitigen Herausforderungen verkörpern die Notwendigkeit, nicht nur über die ökologischen, sondern auch über die gesundheitlichen Implikationen einer wachsenden Waschbärpopulation informiert zu sein.
Die Forschung zu den Waschbären und ihren Parasiten, die in den Fachzeitschriften „Viruses“ und „International Journal for Parasitology“ dokumentiert ist, wird fortlaufend aktualisiert. Dabei wird auch die Rolle der Waschbären als Wirte für Viren wie das West-Nil-Virus und das Usutu-Virus betrachtet. Weitere Studien sind geplant, um die Entwicklung der Waschbärenpopulationen zu beobachten und deren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit besser zu verstehen.
Insgesamt stellt sich die Situation der Waschbären und der damit verbundenen Gesundheitsrisiken als komplex dar, die auch gesellschaftliche und ökologische Aspekte umfasst.
Für detailliertere Informationen und eine tiefere Einsicht in die aktuellen Forschungsprojekte zu diesem Thema lesen Sie die Artikel von HNA und Uni Frankfurt.