Die Situation in deutschen Kindertagesstätten (Kitas) hat sich in den letzten Jahren erheblich verschlechtert. Ein besorgniserregender Rückgang an ausgebildeten Fachkräften prägt die aktuellen Herausforderungen. Laut einem Bericht von fr.de ist der Verlust von qualifiziertem Personal seit 2017 dramatisch. Damals hatten 41% der Kita-Teams mehr als 80% ausgebildete Fachkräfte, doch 2023 sind es nur noch rund 32%. In 13 von 16 Bundesländern wird dieser Rückgang beobachtet, was sich direkt auf die Qualität der frühkindlichen Bildung auswirkt.
Ein zentrales Problem ist der Mangel an Fachkräften, der die alltagsintegrierte Sprachbildung der Kinder stark beeinträchtigt. Die im Bericht erwähnte Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen zeigt, dass nicht nur die Qualität der Betreuung leidet, sondern auch der Druck auf die verbleibenden Fachkräfte steigt. Oftmals ist eine dialogorientierte Sprachförderung aufgrund von Zeitmangel nicht durchführbar.
Überlastung der Fachkräfte
Die Belastung der Kita-Mitarbeitenden wird immer größer. Eine Umfrage von Bertelsmann Stiftung zeigt, dass fast die Hälfte der befragten Kita-Mitarbeitenden sich täglich überlastet fühlt. Besonders alarmierend ist, dass rund 25% von ihnen eine hohe Wahrscheinlichkeit sehen, das Berufsfeld in naher Zukunft zu verlassen. Diese Entwicklung betrifft auch Auszubildende, die aufgrund der prekären Lage immer weniger geneigt sind, in das Berufsfeld einzutreten.
Die Abwanderung des Personals verstärkt zusätzlich die Überlastung der verbleibenden Mitarbeitenden, was zu einem Teufelskreis führt. Die Bertelsmann Stiftung unterstützt die Empfehlungen der Arbeitsgruppe Frühe Bildung des Bundesfamilienministeriums, die eine Anhebung der Fachkraft-Quote auf 72,5% und langfristig sogar auf 85% fordert.
Qualitätsstandards und Personalengpässe
Eine aktuelle Studie, die von erzieherin.de gemeinsam mit der FLEET Education Events in Kooperation mit dem VBE durchgeführt wurde, bestätigt die negativen Auswirkungen des Personalmangels. Über 70% der Kitaleitungen berichten von einer Verschlechterung des personaltechnischen Anforderungsprofils. Fast 90% der Kitaleitungen geben an, dass der Personalmangel die pädagogische Qualität beeinträchtigt hat.
Ein Viertel der befragten Kitaleitungen berichtete, dass Kündigungen aufgrund des Personalmangels notwendig wurden. Diese Situation wird sich voraussichtlich weiter verschärfen, wenn nicht ein Umdenken in der Fachkräftesicherung und -förderung stattfindet. Die Forderungen nach einer flächendeckenden Investition in Kitas sind daher mehr als gerechtfertigt.
Um den Herausforderungen wirksam zu begegnen, wird von verschiedenen Seiten eine verbesserte Bezahlung, die Schaffung neuer Stellen sowie langfristige Lösungen zur Erhöhung der Fachkräfteanzahl gefordert. Ein Vorschlag zur Stabilisierung des Kita-Systems ist die Absenkung der Betreuungszeiten, um die Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte zu entspannen und gleichzeitig die Qualität der Betreuungsangebote zu sichern.
