
Eine aktuelle Umfrage der Dating-Plattform Romeo wirft ein Licht auf das Wahlverhalten schwuler und bisexueller Männer in Deutschland. Sie zeigt, dass 27,9% der Befragten eine Unterstützung für die AfD angeben. Die Umfrage fand zwischen dem 24. Januar und dem 2. Februar 2025 mit 60.560 Teilnehmern statt. Allerdings sind die Ergebnisse nicht repräsentativ, da wichtige Informationen über Bildungsabschlüsse, Beschäftigung oder Wahlberechtigung nicht erfasst wurden. Kritiker wie Patrick Wielowiejski von der Humboldt-Universität bewerten die Umfrage als wenig aussagekräftig und als PR-Gag, besonders da die AfD als queerfeindlich, jedoch nicht explizit schwulenfeindlich angesehen wird. Viele schwule Männer könnten sich in die AfD integriert fühlen, solange sie den traditionellen Vorstellungen von Geschlecht und sexueller Orientierung anhängen.
Parallelen zur Geschichte sind unverkennbar: Historisch identifizierten sich schwule Männer im Nationalsozialismus häufig mit nationalistischen Idealen. In einem weiteren Kontext zeigt eine wissenschaftliche Studie, dass nur 2,8% der insgesamt 6.320 befragten queeren Menschen zur AfD neigen. Der Anteil unter den 1.926 schwulen Männer, die an der Studie teilnahmen, lag bei 5,3%. Die Mehrheit der Befragten favorisierte hingegen Bündnis 90/Die Grünen mit 45,3% und die SPD mit 11,7%.
Ergebnisse der LGBTIQ*-Wahlstudie
Ein Team von Politikwissenschaftler*innen der Justus-Liebig-Universität Gießen hat zudem eine umfassende LGBTIQ*-Wahlstudie zur Bundestagswahl 2025 veröffentlicht. Diese stellt die dritte wissenschaftliche Wahlstudie zu einer Bundestagswahl dar. Der Online-Fragebogen war vom 16. Dezember 2024 bis zum 13. Januar 2025 verfügbar und umfasste 25 Fragebatterien. Insgesamt wurden 6.320 Personen analysiert, die als wahlberechtigt und nicht cis-heterosexuell identifiziert wurden. Es wird geschätzt, dass sich zwischen 1,8 und 3 Millionen wahlberechtigte LGBTIQ*-Personen in Deutschland befinden.
Die Ergebnisse zeigen eine klare Präferenz der LGBTIQ*-Wähler*innen für die Grünen (43,5%) und Die Linke (24,9%). Insbesondere unter den Erstwähler*innen haben 47% Die Linke bevorzugt. Die SPD erhielt 7,2%, die CDU/CSU 3,3%, und die AfD kam auf 2,8%. Eine signifikante Differenz zu vorherigen Wahlen ist der Verlust von 9,1% Wähleranteil bei den Grünen im Vergleich zur letzten Bundestagswahl. 93,3% der Befragten unterstützen das Selbstbestimmungsgesetz für Trans-Personen, und es zeigt sich eine hohe Volatilität im Wahlverhalten: 10,3% der Befragten haben noch keine endgültige Wahlentscheidung getroffen.
Politische Dimensionen und Herausforderungen
Die Notwendigkeit, die Sichtbarkeit von LGBTIQ* in der Politik zu erhöhen, wird durch die zunehmende Queerfeindlichkeit und Gewalt gegen die Community unterstrichen. Die politischen Themen, die im Mittelpunkt stehen, sind Bildungspolitik, Gesundheit, Rechtsstaatlichkeit und LGBTIQ*-Rechte. Besonders Wähler*innen von Bündnis 90/Die Grünen und der Linken betonen den Schutz erkämpfter Rechte. Im Gegensatz dazu argumentieren AfD-Wähler*innen, dass Migranten und der Islam eine Bedrohung für LGBTIQ* darstellen.
Insgesamt liefern die Umfragen und Studien wertvolle Einblicke in das Wahlverhalten von LGBTIQ*-Personen und eröffnen neue Impulse für politische Debatten sowie die Politikwissenschaft. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politische Landschaft vor den Wahlen weiter entwickeln wird.
Für weitere Informationen siehe die Artikel von rbb24, LSVD und Justus-Liebig-Universität Gießen.