
Der Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen stellt Pflegefamilien und Fachkräfte vor erhebliche Herausforderungen. Ein heute veröffentlichter Praxisleitfaden bietet umfassende Unterstützung und Lösungsansätze, um auf die besonderen Bedürfnisse dieser Jugendlichen einzugehen. Das dokumentiert unter anderem das Universität Kassel, die hinter der Entwicklung des Leitfadens steht.
Unbegleitete Kinder und Jugendliche, die oft aufgrund von Krieg, Verfolgung oder Armut ihre Heimatländer verlassen, erleben in ihrem Fluchtprozess häufig gravierende Brüche. Die Integration in eine Pflegefamilie kann für diese jungen Menschen sowohl eine Chance als auch eine zusätzliche Belastung darstellen. Pflegeeltern sehen sich der Emotionalität und Komplexität gegenüber, die die Betreuung eines traumatisierten Kindes mit sich bring. Dialogforum Pflegekinderhilfe weist darauf hin, dass dringend Bedarf an therapeutischer Unterstützung besteht, um diesen Familien eine stabile Basis zu bieten.
Der praktische Leitfaden für Pflegefamilien
Der Leitfaden wurde im Rahmen des EU-Projekts „Therapeutic foster care for unaccompanied minor refugees and their foster families“ (FORM) erstellt, das von der Universität Kassel unter der Leitung von Prof. Dr. Patrick Meurs entwickelt wurde. Das Projekt, das von Februar 2022 bis Januar 2025 läuft, zielt darauf ab, die Beratungsmethoden und therapeutischen Interventionen für Pflegefamilien zu optimieren. Der resultierende 10-Punkte-Plan verfolgt einen beziehungsbasierten, exil- sowie traumasensiblen Ansatz, um die Herausforderungen, denen sich Pflegefamilien stellen müssen, zu adressieren.
Das Projekt wird durch das Erasmus+ Programm der Europäischen Union gefördert und bringt verschiedene Organisationen zusammen. Dazu zählen unter anderem das Odisee University College in Belgien und Salesiani per il Sociale aus Italien. Die Ergebnisse des Projekts werden in einer internationalen Abschlusskonferenz im November 2024 in Brüssel präsentiert.
Rechtslage und Unterstützung unbegleiteter Minderjähriger
Unbegleitete Minderjährige, die in Deutschland Asyl beantragen, haben spezielle rechtliche Schutzmechanismen. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gelten Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im deutschen Asylverfahren als minderjährig. Diese jungen Flüchtlinge werden zunächst durch Jugendämter in Obhut genommen. Sie können entweder in Pflegefamilien oder speziellen Einrichtungen untergebracht werden, wobei das Hauptziel stets ein sicheres und stabiles Aufwachsen darstellt.
Das Verfahren zur Unterstützung dieser Kinder beinhaltet mehrere Schritte, darunter eine Erstfeststellung des Gesundheitszustands und Alters sowie das Überprüfen des Kindeswohls. Auch auf der rechtlichen Seite sind Vorkehrungen getroffen, um das Wohl der Minderjährigen sicherzustellen; ihre Vormundschaft endet nur mit der Volljährigkeit. Diese umfassende Unterstützung ist essenziell, um den besonderen Bedürfnissen dieser verletzlichen Gruppe gerecht zu werden.