
Die Debatte über die Ergebnisse des Zensus 2022 in Hessen weicht in diesen Tagen von den theoretischen Grundlagen in die praktische Realität. Mehrere hessische Städte äußern massive Bedenken gegen die ermittelten Einwohnerzahlen, die eine Abnahme um 2,6 Prozent im Vergleich zu den vorangegangenen Schätzungen bedeuten. Dies könnte für betroffene Kommunen erhebliche finanzielle Einbußen nach sich ziehen. In einer initialen Reaktion haben bereits 40 von 421 hessischen Kommunen Widerspruch gegen die offiziellen Bescheide eingelegt, wie t-online.de berichtet.
Das Hessische Statistische Landesamt hat die Bescheide im November 2024 verschickt, die auf den Zensusdaten basieren. Anfängliche Antworten auf die Widersprüche sollten bis Ende März 2025 bereitgestellt werden, jedoch wird nun eine Verzögerung von einigen Wochen erwartet. Dies führt zu zusätzlichen Frustrationen unter den betroffenen Städten, die dringend Klarheit benötigen.
Politische und finanzielle Konsequenzen
Das Finanzielle ist einer der Hauptgründe für die Skepsis der Kommunen. Hanau, Fulda und Gießen sind nur einige der Städte, die mit einem Widerspruch reagiert haben. Hanau behauptet beispielsweise, dass ihre tatsächliche Einwohnerzahl am Zensus-Stichtag bei 102.934 lag, was einen signifikanten Unterschied zu den ermittelten 93.632 ausmacht. Diese Diskrepanz könnte für die Stadt eine Benachteiligung in Höhe von rund 100 Millionen Euro in Fördermitteln zur Folge haben.
Auch Fulda ist in dieser Thematik unzufrieden. Der Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld äußerte, dass der Verlust von 4.620 Einwohnern nicht nachvollziehbar sei. Lokale Daten aus Fulda sprechen vielmehr für ein Bevölkerungswachstum, das den Zensusdaten widerspricht.
Die Methodik des Zensus
Der Zensus 2022 wurde im Rahmen einer EU-weiten Zensusrunde durchgeführt und ist gesetzlich für alle EU-Mitgliedsstaaten vorgeschrieben. Dabei kam ein registergestützter Zensus zum Einsatz, um realitätsnahe Bevölkerungszahlen zu ermitteln. Diese Methode hat sich als rechtlich einwandfrei erwiesen und wurde vom Bundesverfassungsgericht bestätigt. Das Verfahren erfordert, dass die Ergebnisse aus dem Melderegister einer Überprüfung unterzogen werden.
Das Hessische Statistische Landesamt hat 33 kommunale Erhebungsstellen eingerichtet, um Daten durch Befragungen vor Ort zu ermitteln und mögliche Diskrepanzen zwischen Melderegister und Zensoergebnissen aufzuzeigen. Diese Abweichungen sind nichts Ungewöhnliches. Während der Zeit zwischen 2011 und 2022 haben bedeutende Ereignisse wie Kriege und die Corona-Pandemie die Bevölkerungszahlen beeinflusst.
Insgesamt ist die Situation für die betroffenen Städte angespannt. Das Statistische Landesamt hat sich verpflichtet, jeden Widerspruch eingehend zu prüfen, kann aber derzeit keine Aussagen zum Stand der Dinge machen. Die endgültige Bevölkerungszahl zum Stichtag 15. Mai 2022 wird jedoch nicht mehr veränderbar sein, abgesehen von wenigen Ausnahmefällen.
Für weitere Informationen zum Zensus 2022 in Hessen sind detaillierte Berichte auf den Websites von statistik.hessen.de und statistik.hessen.de verfügbar.