
Eine neue Dokumentation des Bayerischen Rundfunks beleuchtet die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, die in Folge der Corona-Pandemie aufgetreten sind. Laut Bettina Kohlrausch vom Wirtschafts- und Sozialforschungsinstitut führt das Gefühl, vom Staat im Stich gelassen zu werden, dazu, dass antidemokratische Strömungen begünstigt werden. Besonders betroffen sind Mütter, die während der Pandemie einen erheblichen Vertrauensverlust in politische Institutionen erlebt haben. Diese Entwicklungen sind besorgniserregend, da sie darauf hindeuten, dass sich Teile der Mütter, die normalerweise als demokratietreuer gelten, radikalisiert haben.
Seit dem ersten bestätigten Coronafall in Bayern am 27. Januar 2020 wurden strenge politische Maßnahmen eingeführt, die vorrangig Familien, insbesondere Alleinerziehende, massiv belasteten. Die Dokumentation stellt fest, dass Corona als Katalysator für gesellschaftliche Spaltung wirkte. Die unzureichenden Schutzmaßnahmen des Staates während der Pandemie führten bei Selbstständigen und Alleinerziehenden zu existenziellen Belastungen. Im April 2023 erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Pandemie für beendet und bezeichnete die Bewältigung als erfolgreich. Kritiker hingegen fordern eine umfassende Aufarbeitung der Pandemie und der politischen Maßnahmen, insbesondere der langen Schließung der Schulen.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Skepsis gegenüber Institutionen
Zusätzliche Erkenntnisse zur gesellschaftlichen Spaltung liefert eine Erhebung zu Verschwörungstheorien und Protesten gegen Corona-Maßnahmen. Demnach glauben lediglich 15 Prozent der Befragten, dass die Pandemie ein Schwindel sei und die Schutzmaßnahmen eine hysterische Überreaktion. Rund 40 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Regierung bei vielen Ereignissen die Wahrheit verschleiert. Die Erhebung zeigt ein angesichts des Potenzials für Verschwörungstheorien und Desinformation besorgniserregendes Bild, da insbesondere Anhänger dieser Theorien deutlich geringeres Vertrauen in politische Institutionen haben.
Diese Personen empfinden eine höhere Unzufriedenheit mit der Demokratie und nehmen weniger Solidarität sowie mehr Zerstrittenheit in der Gesellschaft wahr. Zudem berichten sie häufiger von zerbrochenen Freundschaften aufgrund von Streitigkeiten über die Pandemie – 29 Prozent der Befragten, die an Verschwörungstheorien glauben, haben derartige Erfahrungen gemacht, im Gegensatz zu nur 9 Prozent der Skeptiker.
Die Dokumentation und die dazugehörigen Studien verdeutlichen, dass die Corona-Pandemie grundlegende Veränderungen in der Gesellschaft bewirken konnte. Eine Aufarbeitung der erlebten Herausforderungen wird als überfällig erachtet, um künftigen Krisensituationen besser begegnen zu können.