
In Deutschland kommt es immer wieder zu Engpässen bei der Arzneimittelversorgung, ein Problem, das nicht nur die Patienten betrifft, sondern auch die pharmazeutische Industrie vor Herausforderungen stellt. Prof. Dr. Dagmar Braun, die in Niedersachsen geboren wurde und in Nordhessen aufwuchs, äußert in diesem Zusammenhang kritische Anmerkungen zur Industrie und den politischen Entscheidungen. Gemeinsam mit ihrem Mann Norbert Braun übernahm sie die Firma Riemser Arzneimittel in Vorpommern, wo sie auch eine wichtige Rolle in der Gesundheits- und Wirtschaftspolitik gespielt hat.
Berichten zufolge hat Dagmar Braun, die 1992 in die Pharmaindustrie eintrat, die Notwendigkeit betont, die heimische Industrie zu fördern. „Die Entscheidung, nach Vorpommern zu ziehen, ist die beste meines Lebens“, sagt sie. Ihre Kinder führen heute den Greifswalder Konzern Cheplapharm, der über eine Milliarde Umsatz erzielt, und Braun hat sich auf deren Fortbildung im Rahmen des Bioökonomie-Zentrums in Murchin konzentriert. Dieses Zentrum unterstützt Startups und kleine Unternehmen in der Region, um Innovationen zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen.
Herausforderungen der Pharmaindustrie
Die Riemser Arzneimittel AG hat in den letzten Jahren erhebliche Herausforderungen gemeistert, darunter einen Patentverstoß, der eine Neuausrichtung auf Human-Arzneimittel, Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel erforderlich machte. Braun identifiziert die Abhängigkeit von Arzneimittelimporten aus Ländern mit niedrigeren Lohnkosten als großes Problem. Diese Imports könnten zwar qualitativ hochwertig sein, wie sie anmerkt, jedoch gab es in der Vergangenheit kritische Ausrutscher, die das Vertrauen in die Qualität gefährden.
In Bezug auf die Politik ist Dagmar Braun kritisch gegenüber der Preispolitik der Krankenkassen, die häufig auf die billigsten Anbieter setzen. Sie bemängelt, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach keine wesentlichen Verbesserungen für die Pharmaindustrie bewirken konnte, jedoch auch keine Verschlechterungen initiiert hat.
Die nationale Pharmastrategie
Parallel zu diesen Entwicklungen hat das Bundeskabinett am 13. Dezember 2023 die Nationale Pharmastrategie beschlossen, die eine wichtige Rolle für die zukünftige Stabilität der Branche spielen könnte. Diese Strategie hat das Ziel, langfristige und wirksame Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation im deutschen Pharmasektor zu schaffen. Sie umfasst mehrere bedeutende Maßnahmen zur Stärkung des Innovations- und Produktionsstandorts Deutschland, wie bpi.de berichtet.
Ein zentrales Element dieser Strategie umfasst das Medizinforschungsgesetz, welches die Bedingungen für klinische Forschung verbessern soll. Der industrielle Sektor verlangt nach stabilen und auskömmlichen Rahmenbedingungen, um eine nachhaltige Entwicklung zu begünstigen und die Wettbewerbsfähigkeit in einem zunehmend globalisierten Markt zu sichern.
Stärkung der Arzneimittelversorgung
Die Entwicklungen in der pharmazeutischen Industrie sind nicht nur auf nationale Gegebenheiten begrenzt. Der Verband Pharma Deutschland hat sich seit 2020 kontinuierlich weiterentwickelt und verfolgt Schwerpunkte wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz, um die Arzneimittelversorgung sowohl in Deutschland als auch in Europa zu stärken. Zuletzt wurden sechs Landesverbände gegründet und ein Büro in Brüssel eröffnet, um die digitale Kommunikation zu fördern und enger mit europäischen Institutionen zusammenzuarbeiten, wie doccheck.com berichtet.
Diese strategischen Initiativen und persönlichen Überlegungen von Dagmar Braun zeigen, wie vielschichtig die Herausforderungen der Pharmaindustrie sind und wie wichtig es ist, einem Umdenken in der Gesellschaft und der Politik vorzunehmen. Nur so lässt sich eine stabile Arzneimittelversorgung in Deutschland sicherstellen.