
Das Handwerk steht vor einer wachsenden Herausforderung: Die Cybersicherheit. Trotz der weitverbreiteten Nutzung digitaler Technik mangelt es vielen Handwerksbetrieben an grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen. Heiko Brock, Digitalisierungsberater der Handwerkskammer Kassel, warnt eindringlich vor den möglichen Folgen solcher Sicherheitslücken, die im schlimmsten Fall einen Ruin für Unternehmen bedeuten können. Insbesondere kleinere Betriebe haben oft nicht die Ressourcen, um sich um diese wichtigen Aspekte der IT-Sicherheit zu kümmern.
In diesem Kontext wurde das Projekt „Intelligent Security Handwerk“ ins Leben gerufen, an dem ein interdisziplinäres Forschungsteam mit Partnern wie der Universität Kassel, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Berufsförderungswerk des Handwerks in Korbach (BFH) beteiligt ist. Ziel des Projekts ist es, Handwerksunternehmen bei der Identifizierung und Schließung von Sicherheitslücken zu unterstützen. Hierzu wurde ein intelligenter IT-Sicherheitsassistent entwickelt, der online bereitgestellt wird und eine detaillierte Analyse der IT-Infrastruktur der Betriebe ermöglicht.
Der Sicherheitsassistent im Detail
Der neue Prototyp des Assistenten bietet eine umfassende Übersicht über den aktuellen Stand der IT-Sicherheit in Unternehmen. Er unterstützt Betriebe in der detaillierten Abfrage ihrer IT-Ressourcen, einschließlich Computer, mobile Endgeräte, Betriebssysteme und vernetzte Werkzeuge. Anhand dieser Informationen schlägt der Assistent spezifische, maßgeschneiderte Maßnahmen zur Schließung von identifizierten Sicherheitslücken vor. Der Projektmitarbeiter Pascal Breitenmoser betont dabei die Bedeutung der praxisnahen Handlungsempfehlungen, die durch Befragungen von Fachkräften und Betrieben erarbeitet wurden.
Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter für IT-Sicherheit. In Korbach wurden Schulungen zu Datenschutz und Datensicherheit erprobt. Eine neue Weiterbildungsreihe für Fachkräfte im Handwerk ist bereits in Entwicklung. Der Abschlussworkshop des Projekts fiel durchweg positiv aus – die Sensibilisierungsarbeit und die praktischen Ergebnisse stießen auf großes Interesse.
Die Dringlichkeit von IT-Sicherheitsmaßnahmen
Die Notwendigkeit zur Verbesserung der IT-Sicherheitsstandards wird durch alarmierende Statistiken untermauert. Laut einem Interview auf Handwerksblatt waren im Jahr 2019 61% aller deutschen Unternehmen mit einem IT-Sicherheitsvorfall konfrontiert, was zu einem Gesamtschaden von jährlich 51 Milliarden Euro führte. Besonders betroffen sind Handwerksbetriebe, wo oftmals niemand speziell für die Cybersicherheit zuständig ist. Dabei sind die Vorkehrungen meist unzureichend und beschränken sich häufig auf grundlegende Maßnahmen wie Antiviren-Software und regelmäßige Software-Updates.
Die Angriffe auf Fertigungsbetriebe haben zugenommen. Gründe dafür sind die hohe Abhängigkeit von Automatisierung und unzureichende Notfallpläne. Zudem werden Cyberangriffe immer ausgeklügelter. Phishing-Mails, die gefälschte Lieferungen oder notwendige Updates vortäuschen, und Schadsoftware, die über Word- oder PDF-Dateien verbreitet wird, stellen große Gefahren dar. Laut den Angaben von Jürgen Schüler, dem Leiter des Kompetenzzentrums IT-Sicherheit der Handwerkskammer Rheinhessen, müssen Handwerksbetriebe sich intensiv mit diesen Risiken auseinandersetzen.
Besondere Aufmerksamkeit sollte auch der Erstellung eines Notfallplans und der Schulung der Mitarbeiter gewidmet werden. Ein professionelles Notfallmanagement ist essenziell, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. IT-Sicherheitsbotschafter der Handwerkskammern bieten hierbei kostenlose Beratungen an and fördern die Sensibilisierung in den Betrieben.
Die Initiative „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“ unterstützt Unternehmen dabei, ihre Sicherheitsstandards zu verbessern, und bietet praxisnahe Informationen sowie Hilfestellungen an. Projekte wie die Kombination aus Schulungen und einem intelligenten Sicherheitsassistenten könnten entscheidend sein, um Handwerksbetriebe besser gegen die wachsenden Cyberbedrohungen zu wappnen. Der Prototyp des Sicherheitsassistenten soll ab Februar 2025 über die Projektwebseite zugänglich sein und bieten eine wertvolle Unterstützung für Unternehmen, die ihre IT-Sicherheit nachhaltig verbessern möchten.
Die Thematik rund um Cybersicherheit ist hochaktuell und erfordert ein gemeinsames Handeln der Branche und der Politik. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssen sich der Problematik bewusst werden und aktiv gegensteuern.