
In den letzten Jahren hat sich das Arbeiten im Homeoffice stark verändert. Eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass regelmäßiges Arbeiten von zu Hause aus die Aufstiegschancen von Beschäftigten negativ beeinflussen kann. Diese Untersuchung, die mit rund 5.000 Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden durchgeführt wurde, belegt, dass Kinderlose und Väter, die häufig im Homeoffice arbeiten, als weniger engagiert wahrgenommen werden. Auch andere Faktoren wie die Verbreitung von Homeoffice innerhalb eines Unternehmens können die Stigmatisierung von Mitarbeitern beeinflussen. Die Verbesserung dieser Wahrnehmung könnte mit einer Betriebsvereinbarung zur mobilen Arbeit einhergehen, die für alle Beschäftigten gilt.
Die Coronakrise hat den Trend zum Homeoffice jedoch beschleunigt. Der Anteil der Homeoffice-Arbeiter hat sich seither stark erhöht. Vor der Pandemie arbeiteten nur 4% der Beschäftigten überwiegend im Homeoffice, bis Juni 2020 stieg dieser Anteil auf 16%. Laut der Studie befürworten derzeit 75% der während der Pandemie im Homeoffice tätigen Beschäftigten, weiterhin teilweise von zu Hause aus zu arbeiten. Dies könnte die zukünftige Arbeitsorganisation in Industrieländern maßgeblich beeinflussen, insbesondere für Angestellte mit höherer Bildung und Einkommen.
Auswirkungen auf Aufstiegschancen
Die Studie führt außerdem aus, dass eine hohe Anzahl an Homeoffice-Tagen mit schlechteren Bewertungen für den beruflichen Aufstieg korreliert. Am besten bewertet wurden Personen, die an keinen Homeoffice-Tagen teilnahmen, mit 7,3 Punkten, während die Bewertung bei 3-4 Homeoffice-Tagen auf 6,6 Punkte sank. Kinderlose Männer und Frauen sowie Väter mit 3-4 Tagen Homeoffice stehen dabei besonders in der Kritik.
Obwohl Mütter eine geringere Stigmatisierung erfahren, sehen sie sich anderen beruflichen Nachteilen gegenüber. Die Untersuchung hat auch gezeigt, dass die Wahrnehmung von Mitarbeitern je nach Unternehmensstruktur variiert. Wenn in einem Unternehmen Homeoffice weit verbreitet ist, kann das Stigma reduziert werden. Um Nachteile zu vermeiden, sollten Betriebsvereinbarungen zur mobilen Arbeit für alle Beschäftigten gelten und nicht nur für spezielle Gruppen.
Der Weg zum Homeoffice
Ein Bericht über die Entwicklung des Homeoffice-Angebots in Deutschland seit 2014 zeigt, dass bis 2020 ein langsamer Anstieg zu verzeichnen war. Ab dem Beginn der Pandemie war jedoch eine deutliche Ausweitung der Homeoffice-Angebote zu beobachten. Vorbehalte gegen diese Arbeitsweise, die zuvor als Hindernisse galten, sind mittlerweile nahezu bedeutungslos geworden. Dennoch bieten 25% der privatwirtschaftlichen Betriebe mit 50 oder mehr Beschäftigten weiterhin kein mobiles Arbeiten an, vor allem aufgrund der mangelnden Eignung der Tätigkeiten in der Belegschaft.
Die Forschung zur mobilen Arbeit und deren Risiken wird seit vielen Jahren von der Hans-Böckler-Stiftung betrieben. Ein zentrales Ergebnis ist, dass klare Regeln für mobiles Arbeiten und eine angemessene Arbeits- und Gesundheitsschutzverordnung auch im Homeoffice von Bedeutung sind. Die Diskussion über ein „Recht auf Homeoffice“ könnte insbesondere für Frauen vorteilhaft sein, da sie oft für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kämpfen. Der Trend zeigt, dass flexible Arbeitszeiten und Homeoffice sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich bringen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass während das Arbeiten von zu Hause aus durchaus positive Aspekte bietet, wie die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, gleichzeitig auch Herausforderungen in Bezug auf die berufliche Wahrnehmung und Aufstiegschancen bestehen. Die Gestaltung von Betriebsvereinbarungen und deren generelle Anwendung könnten entscheidend für die Zukunft des Homeoffice sein.
Für weitere Informationen zu diesen Themen und den Studien, die durchgeführt wurden, besuchen Sie bitte die folgenden Links: Böckler.de, BMAS.de, und Böckler.de.