
Heute, am 17. April 2025, blickt Kambodscha auf den 50. Jahrestag des Falls von Phnom Penh zurück. An diesem Tag im Jahr 1975 übernahmen die Khmer Rouge unter Pol Pot die Macht und setzten ein Terrorregime in Gang, das einen tiefgreifenden Einfluss auf die politische Landschaft des Landes hatte. Die Khmer Rouge besiegten das von den USA unterstützte Regime von General Lon Nol und vertrieben über zwei Millionen Menschen aus der Hauptstadt in ländliche Gebiete, was tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Erschütterungen zur Folge hatte. Gleichzeitig strebten sie an, Kambodscha in eine agrarische, klassenlose Gesellschaft zu transformieren.
Unter Pol Pot kam es zu einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Kambodschas. Schätzungen zufolge starben zwischen 1,5 und drei Millionen Menschen an Hunger, Krankheit und Erschöpfung. Diese Erinnerungen an das Leid und die Verfolgung sind bis heute Teil des kollektiven Gedächtnisses der Kambodschaner. Im Jahr 1978 marschierten vietnamesische Truppen in Kambodscha ein und stürzten die Khmer Rouge am 7. Januar 1979.
Rolle der Cambodian People’s Party
Die Cambodian People’s Party (CPP), unter der Führung von Hun Sen, der seit 1985 an der Macht ist, hat die Erinnerungen an die Khmer Rouge strategisch genutzt, um ihre Herrschaft zu legitimieren.
Die CPP arbeitete von 1979 bis 1989 eng mit Vietnam zusammen und brachte eine gewisse Stabilität zurück. Von 1991 bis 1993 wurde Kambodscha von der UN Transitional Authority (UNTAC) verwaltet, was zu den ersten Wahlen seit Jahrzehnten führte. Doch die CPP weigerte sich, nach diesen Wahlen die Macht abzugeben, was in einem blutigen Putsch 1997 mündete.
Obwohl die CNRP 2013 die CPP herausforderte, wurde sie 2018 aus der politischen Landschaft gedrängt, was der CPP die Kontrolle sicherte. Nach dem Rücktritt von Hun Sen 2023 übernahm sein Sohn Hun Manet die Position des Premierministers. Trotz der scheinbaren Stabilität hat Kambodscha mit großen sozialen Ungleichheiten zu kämpfen.
Aktuelle Entwicklungen zeigen eine wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung, manifestiert in Protesten von Landwirten und andernorts. Zudem ist die Mikrofinanzindustrie, die viele Familien mit hohen Schulden belastet, ein drängendes Problem, dessen Ausmaße auf mehr als 16 Milliarden USD geschätzt werden. Die politischen und sozialen Spannungen verdeutlichen, dass Kambodscha mit einer de facto Einparteienherrschaft konfrontiert ist, und es gibt Anzeichen, dass die Erinnerungen an die Gräueltaten der Khmer Rouge verblassen, was die politische Legitimität der CPP in Frage stellen könnte.
Historischer Kontext und sozioökonomische Herausforderungen
Kambodscha ist nicht nur für die tragische Geschichte bekannt, sondern auch für kulturelle Schätze wie Angkor Wat, das auf der Landesflagge abgebildet ist. Die Spuren der ersten Besiedlung reichen bis ins 4. Jahrtausend v. Chr. zurück, während das Khmer-Reich von 802 bis zum 15. Jahrhundert eine bedeutende kulturelle Blütezeit erlebte.
Trotz dieser historischen Reichtümer gilt Kambodscha als eines der ärmsten Länder Asiens, hat jedoch Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung gezeigt. Wichtige Exporte sind Textilien, Reis, Holz und Gummi. Der Tourismussektor gewinnt ebenfalls an Bedeutung, mit rund zwei Millionen ausländischen Besuchern jährlich.
Kambodscha ist ein Land mit etwa 16,5 Millionen Einwohnern, einer jungen Bevölkerung mit einem Altersdurchschnitt von 24,9 Jahren. Die Khmer machen 85-90% der Bevölkerung aus, ergänzt durch kleinere ethnische Minderheiten. Der Theravada-Buddhismus prägt das tägliche Leben von 96,3% der Menschen und wird als zentrale kulturelle Referenz angesehen.
In Anbetracht der Herausforderungen durch Ungleichheit, politische Repression und die Schatten der Vergangenheit bleibt Kambodscha ein Land im Wandel, das um seine Identität und die Zukunft kämpft. Der Frieden wird von Experten wie der Exil-Oppositionsführerin Mu Sochua als oberflächlich bezeichnet und hinterlässt ein Gefühl tiefer Unsicherheiten.
Für eine umfassende Analyse der politischen Entwicklungen und ihrer historischen Wurzeln können interessierte Leser die relevanten Informationen bei Al Jazeera und Merkur nachlesen.