
Der Weg vom geschützten Arbeitsumfeld in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung zum allgemeinen Arbeitsmarkt ist ein komplexes Unterfangen. Nancy Frind hat diesen Schritt gewagt, nachdem sie sieben Jahre in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen arbeitete. Trotz einer schwierigen Kindheit und psychischer Erkrankungen, die sie sogar dazu brachten, eine Ausbildung abzubrechen, erlangte Frind zunehmend den Wunsch nach Veränderung. „Ich fühlte mich irgendwann in der Werkstatt nicht mehr richtig aufgehoben“, erklärt sie.Sächsische berichtet, dass sie schließlich selbstständig ihren Wechsel in den Arbeitsmarkt organisierte und heute als Referentin arbeitet.
In Deutschland sind seit den 1950er Jahren Werkstätten für Menschen mit Behinderungen etabliert, die rund 310.000 Menschen beschäftigen. Die ursprüngliche Absicht dieser Einrichtungen ist es, eine Brückenfunktion zum allgemeinen Arbeitsmarkt zu erfüllen. Doch tatsächlich gelingt dieser Übergang nur bei weniger als einem Prozent der Beschäftigten.Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass Experten schätzen, etwa ein Drittel der Menschen in Werkstätten könnte bei geeigneter Unterstützung den Übergang schaffen.
Herkunft von Herausforderungen
Die Herausforderungen für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt sind vielfältig. Psychische Belastungen, Stigmatisierung und Mobilitätseinschränkungen führen oft zu einer höheren Arbeitslosenquote, die für Menschen mit Schwerbehinderung bei 11,5 Prozent liegt. Im Vergleich dazu beträgt die Quote für die Allgemeinbevölkerung lediglich 7 Prozent. Trotz dieser Hürden, erleidet Frind keine Diskriminierung in ihrem neuen Job. Sie schätzt die Sensibilität ihrer Kollegen und Vorgesetzten.Agentur für Arbeit verdeutlicht, dass viele Arbeitgeber Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung hegen, was dazu führt, dass sie wertvolles Potenzial ungenutzt lassen.
Die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland 2009 ratifizierte, sieht vor, dass Menschen mit Behinderung gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt haben sollten. Dennoch zeigt sich, dass weniger als 39 Prozent der Unternehmen ihre gesetzlichen Vorgaben zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung erfüllen. Die Verantwortung für die Verbesserung der Situation liegt nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch bei den Unternehmen und der Gesellschaft. Die Bpb fordert daher eine umfassende Sensibilisierung und stärkere Unterstützung durch Programme und gesetzliche Regelungen.
Der Weg in die Selbstständigkeit
Nancy Frinds Weg in die Selbstständigkeit war kein leichter. Sie kämpfte für mehr Unterstützung und bessere Bezahlung in der Werkstatt, bevor sie durch politisches Engagement den Kontakt zur LIGA der politischen Interessen- und Selbstvertretung von Menschen mit Behinderungen in Thüringen fand. Dort absolvierte sie ein Praktikum und erhielt anschließend eine feste Anstellung, unterstützt durch das „Budget für Arbeit“. Sie fühlt sich in ihrer neuen Position als herausfordernd und erfüllend.Sächsische hebt hervor, dass Frind auch die Bürokratie als große Hürde für viele Menschen mit Behinderung sieht.
Ihre Geschichte zeigt, dass trotz erheblicher Hürden der Schritt in den allgemeinen Arbeitsmarkt gelingen kann. Ein klarer Wille, die Unterstützung von engagierten Menschen sowie die richtigen Rahmenbedingungen können entscheidend sein. Während Frind sich an ihr neues Leben gewöhnt hat, bleibt der dringend benötigte gesellschaftliche Wandel hin zu einer besseren Inklusion von Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben eine Herausforderung, die es anzugehen gilt.