
Die aktuelle Debatte um die Grundschleppnetzfischerei zeigt alarmierende Ausmaße. Die Praxis, bei der Schiffe große Netze über den Meeresboden ziehen, gefährdet nicht nur wertvolle Lebensräume, sondern verursacht auch immense jährliche Schäden von bis zu 10 Milliarden Euro in Europa. Dies geht aus einem Bericht hervor, der von National Geographic Pristine Seas veröffentlicht wurde, und den die Süddeutsche Zeitung schildert. Wissenschaftler warnen, dass diese Form der Fischerei nicht nur unprofitabel, sondern auch ökologisch katastrophal ist.
Die Grundschleppnetzfischerei hat einen signifikanten Einfluss auf die biologische Vielfalt der Meeresumwelt. Pro Jahr werden etwa 4,5 Milliarden Euro Umsatz erzielt, während die tatsächlichen Kosten, einschließlich der staatlichen Subventionen sowie der ökologischen Schäden, zwischen 330 Millionen und 10,8 Milliarden Euro liegen. Enric Sala von Pristine Seas bezeichnete die Graufischerei als „ökologische und wirtschaftliche Katastrophe“.
Ökologische und wirtschaftliche Folgen
Die Praxis hat verheerende Effekte auf die Meereslebensräume. Muschelbänke und Riffe werden durch die mechanischen Eingriffe der Trawler stark beschädigt. Zudem führt die hohe Beifangquote, die gefährdete Arten wie Knorpelfische, Meeresschildkröten und Seevögel umfasst, zur weiteren Gefährdung der Artenvielfalt. Zwischen 2007 und 2016 stellte die Grundschleppnetzfischerei etwa ein Viertel der weltweiten Fischfangerträge dar, mit einem Rückwurf von 46% weltweit.
Die verschiedenen ökologischen Schäden zeigen sich auch in dem enormen CO2-Fußabdruck, der durch die Freisetzung von Kohlenstoff aus aufgewühltem Sediment entsteht. Diese Situation verschärft die Herausforderungen im Hinblick auf die Klimakrise. Der Bericht von OceanCare hebt hervor, dass die Grundschleppnetzfischerei eine der destruktivsten Fischereimethoden darstellt und daher ein sofortiger Handlungsbedarf auf EU- und globaler Ebene besteht, um die negativen Auswirkungen zu verringern.
EU-Handlungsbedarf und Schutzmaßnahmen
In Anbetracht der erschreckenden Beweise fordern OceanCare und andere Organisationen ein Verbot der Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten bis 2030. Über 12% der Fischereiaktivitäten finden bereits in geschützten Gebieten statt, jedoch ohne effektive Maßnahmen gegen die Grundschleppnetzfischerei sind diese Schutzzonen kaum wirksam.
Um die Ziele des EU-Fischereiaktionsplans zu erreichen, müssten EU-Mitgliedsstaaten nicht nur die Grundschleppnetzfischerei regulieren, sondern auch andere schädliche Fischereipraktiken verhindern. Der WWF hebt hervor, dass nachhaltige Fischerei nicht nur den Lebensraum der Meere schützen, sondern auch zur langfristigen Erhaltung der Fischressourcen beitragen kann.
Um den bisherigen Trend zu brechen, plädiert der WWF für einen umfassenden Ansatz, der die Überfischung stoppt, Fangmengen auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützt und mit Innovationen in der Fischereitechnik voranschreitet. Dies könnte helfen, die biologische Vielfalt der Meere zu erhalten und damit auch die Lebensgrundlage vieler Küstengemeinden zu sichern.