
Die Weinproduktion weltweit steht vor einer ernsten Herausforderung. Ein besorgniserregender Rückgang der Weinerzeugung wird auf die Auswirkungen des Klimawandels und veränderte Konsumgewohnheiten zurückgeführt. Laut Informationen der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) wird die weltweite Weinerzeugung für 2024 auf 225,8 Millionen Hektoliter geschätzt, was einen Rückgang von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dies stellt den niedrigsten Stand seit über 60 Jahren dar, wie bnn.de berichtet.
In der EU wird ein ähnlicher Rückgang festgestellt, mit 138,3 Millionen Hektolitern, was einem Minus von 3,5 Prozent entspricht. Besonders betroffen ist Deutschland, das als viertgrößtes europäisches Erzeugerland seine Produktion um 9,8 Prozent auf 7,8 Millionen Hektoliter reduziert hat. Neben den klimatischen Bedingungen wie Starkregen, Frost und Trockenperioden, die die Ernte beeinträchtigen, zeigen sich auch Veränderungen im Konsumverhalten der Verbraucher.
Extreme Wetterverhältnisse und ihre Folgen
Die extremen Wetterlagen machen sich sowohl in den Anbaugebieten als auch in den Ernteergebnissen bemerkbar. Ausbleibender Niederschlag und Hitzewellen in Kombination mit plötzlichen starkregenreichen Phasen setzen den Weinreben zu. Besonders die jüngsten Wetterextreme mit Starkregen und Frost haben zu einem Pilzbefall geführt, der die Weinqualität gefährdet. Dieses Phänomen wird durch die Veränderungen der Vegetationsperioden verstärkt. So wird die Lesereife der Trauben immer früher erreicht, häufig bereits Ende September, während sie früher üblicherweise erst im Oktober oder November festgelegt wurde, so zdf.de.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, passen Winzer ihr Sortenspektrum an. Der Anbau von wärmeliebenden Reben wie Sauvignon blanc und Chardonnay wächst erheblich, mit Zuwachsraten von 162 und 83 Prozent zwischen 2012 und 2022. Zudem ist die Zucht pilzresistenter Rebsorten, auch PiWi genannt, auf dem Vormarsch. Diese Sorten, wie Souvignier Gris, vermindern den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 80 Prozent und helfen, den CO2-Ausstoß durch weniger Überfahrten im Weinberg zu verringern.
Konsum und Export unter Druck
Die Unsicherheiten im Weinanbau spiegeln sich auch im Verbrauch wider. Der weltweite Weinkonsum wird für 2024 auf 214,2 Millionen Hektoliter geschätzt, was einen Rückgang um 3,3 Prozent darstellt und den niedrigsten Stand seit 1961 repräsentiert. In der EU wurde ein Konsumrückgang von 2,8 Prozent auf 103,6 Millionen Hektoliter beobachtet. Auch in Deutschland beträgt der Weinkonsum 17,8 Millionen Hektoliter, was einem Minus von 3 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht.
Dennoch bleibt der Wert der weltweiten Weinexporte stabil und wird auf etwa 35,9 Milliarden Euro geschätzt. Der durchschnittliche Exportpreis liegt bei 3,60 Euro pro Liter, was zum Teil auf den Trend zu höherpreisigen Weinen zurückzuführen ist. Doch der Weg zur Anpassung an den Klimawandel ist lang und erfordert Innovationsbereitschaft sowie eine beachtliche Investition in neue Anbauformen und Technologien, wie die VitiVoltaic-Anlage, die solare Energie nutzt, um die Qualität von Rieslingen zu sichern, ohne die Ernteerträge zu gefährden.
Die dramatischen Veränderungen im Weinbau sind ein klarer Indikator für die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Winzer und Forschende sind gefordert, ihre Strategien stets anzupassen und neue Wege zu finden, um die Qualität und Quantität der Weinerzeugung langfristig zu sichern. Der Fokus auf nachhaltige Praktiken und innovative Technologien wird entscheidend sein für die Zukunft des Weinbaus in Deutschland und darüber hinaus.