
Ein Forschungsteam der Universität Frankfurt, in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen, hat kürzlich eine bedeutende Studie veröffentlicht, die die Entwicklung tropischer Stürme in der südwestlichen Karibik über die letzten 5700 Jahre beleuchtet. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht und basieren auf der Analyse von Sedimentschichten im „Great Blue Hole“ vor Belize. Diese 125 Meter tiefe und 300 Meter breite Unterwasserhöhle bietet durch ihre sauerstofffreien Bedingungen optimale Voraussetzungen, um Klimaarchive des vergangenen Jahrtausends zu bewahren. So konnten die Wissenschaftler einen 30 Meter langen Bohrkern untersuchen und insgesamt 574 Hurrikan-Ereignisse identifizieren und datieren.
Die Studie zeigt, dass die Häufigkeit von tropischen Stürmen und Hurrikanen in der Region signifikant zugenommen hat. Besonders auffällig ist, dass in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Hurrikane stark angestiegen ist, verglichen mit früheren Zeiträumen. Diese Daten erweitern die bisherigen Messdaten und menschlichen Aufzeichnungen um viele Jahrtausende, was eine tiefere Einblicke in die langfristigen klimatischen Veränderungen ermöglicht.
Historische und gegenwärtige Sturmaktivität
Vor 20.000 Jahren war das Lighthouse Reef eine Insel mit Süßwasserbrunnen, die jedoch vor 7200 Jahren durch ansteigende Meeresspiegel überflutet wurde. Die Analyse von Pollen- und Algenfunden hat gezeigt, dass sich die Vegetation von üppigem Regenwald zu Mangroven-Sümpfen veränderte. Vollständige Überflutung und das Wachstum von Korallenriffen begannen vor etwa 5700 Jahren. Die Forscher machen deutlich, dass die Häufigkeit von Sturmereignissen kürzlich drastisch zugenommen hat und prognostizieren, dass sich die Sturmbelastung in der Region bis 2100 weiter intensivieren könnte. Ein wesentlicher Faktor in dieser Entwicklung ist die anthropogene Erwärmung des Meeres.
Tropische Wirbelstürme sind bekannt für ihre Zerstörungswucht in tropischen Regionen und werden je nach Region unterschiedlich benannt: Hurrikane im Nordatlantik, Taifune im westlichen Nordpazifik und Zyklone im nördlichen Indischen Ozean. In den letzten 50 Jahren verursachten tropische Wirbelstürme Schäden in Höhe von 1,4 Billionen US-Dollar und kosteten 800.000 Menschen das Leben. Der Hurrikan Nargis, der 2008 in Myanmar wütete, zählt mit über 138.000 Todesfällen zu den tödlichsten Stürmen des 21. Jahrhunderts.
Globale Auswirkungen und Prognosen
Die Zunahme der Häufigkeit und Intensität tropischer Wirbelstürme wird auch in anderen Berichten hervorgehoben. Daten zeigen, dass die betroffene Weltbevölkerung durch diese extremen Wetterereignisse von 408 Millionen Menschen im Jahr 2002 auf 792 Millionen im Jahr 2019 gestiegen ist. Der Klimawandel hat eine wesentliche Rolle im Anstieg der Sturmintensität gespielt. Klimamodelle deuten auf eine Abnahme der Gesamtzahl tropischer Wirbelstürme, jedoch eine Zunahme der starken Wirbelstürme (Kategorie 4 und 5) hin. Darüber hinaus hat sich die Geschwindigkeit der Wirbelstürme in den letzten Jahren verringert, was sie potenziell gefährlicher macht, da sie über betroffenen Regionen längere Zeit verweilen können.
Ein Bericht des Potsdam-Instituts für Klimaforschung prognostiziert, dass eine globale Erwärmung um zwei Grad die Zahl der Menschen, die von tropischen Wirbelstürmen betroffen wären, um 25% erhöhen würde im Vergleich zu einem Anstieg um ein Grad. Bei einer strikten Klimaschutzpolitik könnten die Folgen jedoch deutlich abgemildert werden. Dringende Maßnahmen sind daher gefordert, um die künftigen Auswirkungen auf vulnerabele Regionen und deren Bevölkerungen zu mindern.
Obwohl Deutschland nicht direkt von tropischen Wirbelstürmen betroffen ist, könnte das Land durch Migrationsbewegungen und unterbrochene Handelsketten indirekt stark betroffen sein.
Die Informationen der Studien unterstreichen nicht nur die Dringlichkeit des Klimawandels, sondern zeigen auch die Notwendigkeit an, bessere Anpassungsstrategien für die durch Wirbelstürme gefährdeten Regionen der Erde zu entwickeln.