
Die Diskussion über die Häufigkeit von Krankmeldungen in deutschen Betrieben wird durch unterschiedliche Perspektiven geprägt. Viele Arbeitgeber fragen sich, ob die steigenden Zahlen an Krankheitstagen mehr auf Faulheit oder tatsächlich auf gesundheitliche Probleme zurückzuführen sind. Ein zentraler Diskussionspunkt ist, dass oft häufige und vermeintlich geringfügige Beschwerden wie Erkältungen oder ein Kater nach dem Wochenende als Gründe für Krankmeldungen angegeben werden. Dieser Umstand bringt die Diskussion ins Rollen: Melden sich wirklich so viele Arbeitnehmer krank, weil sie sich vor der Arbeit drücken möchten?
Gegenteilige Argumente betonen jedoch, dass ein Anstieg des Krankenstands auch auf den übermäßigen Arbeitseinsatz zurückzuführen sein könnte. So wird darauf hingewiesen, dass die Arbeitsbedingungen unter Hybridmodellen, die während der Coronapandemie populär wurden, eine Rolle spielen könnten. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass Arbeitnehmer im Homeoffice auch bei gesundheitlichen Beschwerden eine Arbeitsfähigkeit zeigen, was in manchen Fällen zu einer höheren Abwesenheit aufgrund ernsterer Erkrankungen führen kann, da diese oft übergangen werden.
Hybridarbeit und ihre Folgen
Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt stark verändert und zur Etablierung mobiler und hybrider Arbeitsmodelle geführt. Diese Entwicklungen werden von vielen Unternehmen weiterhin vorangetrieben, da die Produktivität nicht merklich leidet. Dennoch bringt diese Arbeitsweise mehrere gesundheitliche Herausforderungen mit sich. Dazu zählen Rückenprobleme, eine Entgrenzung zwischen Arbeits- und Privatleben sowie die sogenannte Arbeitsunfähigkeit trotz Krankheit, auch bekannt als Präsentismus.
Eine umfassende Untersuchung der Konstanzer Homeoffice-Studie zeigt, dass von 448 befragten Beschäftigten im April 2022 nur 21 % Schulungen zum gesunden Arbeiten im Homeoffice erhalten haben. Dies wirft Fragen auf, wie gewährleistet werden kann, dass möglichst viele Arbeitnehmer gesund bleiben und ihre Produktivität aufrechterhalten können. Über die Hälfte der befragten Arbeitnehmer berichtete, dass sie Bildschirme und Headsets von ihren Arbeitgebern erhalten haben, jedoch waren ergonomische Büromöbel selten: Nur 10 % bekamen ergonomische Tische und 19 % ergonomische Stühle.
Präsentismus im Aufwind
In der Studie gaben 70 % der Befragten an, im vergangenen Jahr an Präsentismus gelitten zu haben, im Vergleich zu 55 % in einer Umfrage von 2012. Diese Entwicklung kann mittel- bis langfristig zu ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden führen und somit die Notwendigkeit von Krankschreibungen erhöhen. Der Hinweis auf die Bedeutung, klare Grenzen zwischen der Arbeits- und der Privatwelt zu ziehen, wird von Gesundheitsexperten oft betont.
Unternehmen stehen in der Verantwortung, gesundheitsfördernde Maßnahmen zu implementieren und ihren Mitarbeitern zu helfen, diesen Herausforderungen proaktiv zu begegnen. Dies kann durch ergonomische Möbel sowie Schulungen zum gesunden Arbeiten geschehen, um so Beschäftigten zu ermöglichen, produktiv und gesund zu bleiben. Der Einsatz flexibler Arbeitszeiten sollte nicht dazu führen, dass Arbeitnehmer überlastet werden.
Die Herausforderungen, die durch die Änderungen der Arbeitswelt entstehen, sind vielschichtig. Die Diskussion über die Gründe für Krankmeldungen bleibt aktuell, während zahlreiche Stimmen die Arbeitgeber dazu auffordern, ein gesundheitsbewusstes Arbeitsumfeld zu schaffen. Durch präventive Maßnahmen können Unternehmen nicht nur die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern, sondern auch ihre Produktivität langfristig sichern.
Für weitere Details zu den Themen Krankheitsmanagement und Homeoffice-Prävention besuchen Sie berufsjournal.de oder informieren Sie sich auf Haufe. Die Diskussion über die tatsächlichen Gründe für erhöhte Krankheitstage wird auch weiterhin für Wirtschaft und Gesellschaft von Bedeutung bleiben.