
Nach den Massakern vom 7. Oktober 2023 an über 1000 Israelis führt die israelische Regierung Krieg gegen die Terrororganisation Hamas. Diese gewaltsamen Ereignisse haben in Israel zu einer dramatischen Wende in der politischen Landschaft und der gesellschaftlichen Stimmung geführt. Infolge der israelischen Gegenangriffe sind seitdem in Gaza nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde Zehntausende Menschen getötet worden. Auch die Hisbollah im Libanon und der Iran sind in den Konflikt involviert, was die Spannungen weiter verstärkt. Die Berichterstattung zu den aktuellen Entwicklungen findet sich in einem Liveblog des Tagesspiegel.
Vor knapp einem Jahr drangen Terroristen der militant-islamistischen Hamas vom Gazastreifen in Südisrael ein und massakrierten am 7. Oktober 2023 rund 1200 Menschen, während über 200 Geiseln genommen wurden. Seither hat die Gewaltspirale an Intensität zugenommen. Der schweizerisch-israelische Wissenschaftshistoriker José Brunner beschreibt die gegenwärtige Stimmung in Israel am jüdischen Neujahrstag Rosch Haschana als deprimiert, ungewiss und verängstigt. Für viele Menschen in Israel ist es schwer, die Stimmungslage in einem Land zu erfassen, in dem nicht alle Regionen gleich betroffen sind. Es gibt Berichte, dass viele Israelis die Nächte in Luftschutzkellern verbringen mussten, was zu einer allgemeinen Melancholie führt. Diese Eindrücke werden in einem Bericht von SRF News aufgegriffen.
Politische und gesellschaftliche Folgen des Krieges
Der Krieg hat zahlreiche Illusionen über die israelische Regierung enttäuscht. Brunner erklärt, dass die Bürger das Gefühl haben, die Regierung interessiere sich wenig für die israelische Bevölkerung und beschreibe diese als ein populistisches Regime. Die Einsicht, dass die Bevölkerung der Regierung dienen soll und nicht umgekehrt, hat zu einem pessimistischen Blick auf eine mögliche Lösung des Nahostkonflikts geführt. Laut aktuellen Meinungsumfragen würde Benjamin Netanjahu heute nicht mehr als Premierminister gewählt.
Inmitten des Konflikts zeigt sich wenig Empathie für die palästinensische Seite, wo bereits über 40.000 Todesopfer, einschließlich Kinder, Frauen und Betagter, zu beklagen sind. Brunner verweist darauf, dass in Zeiten von Krieg Empathie für das eigene Leiden überwiegt und wenig Verständnis für das Leiden des Gegners vorhanden ist. Der fortwährende Kreislauf der Gewalt hat durch Angriffe, wie zuletzt aus dem Iran, neue Höhen erreicht. Die Frage stellt sich, ob eine langfristige Besatzung des Gazastreifens oder sogar des Libanons bevorsteht, zumal die israelische Regierung keinen klaren politischen Plan für die Zeit nach einem potenziellen militärischen Sieg hat.