
Die Beziehung zwischen Menschen und Künstlicher Intelligenz (KI) ist ein Thema von wachsendem Interesse. Ein neuer Trend zeigt, dass viele Menschen zunehmend emotionale Beziehungen zu KI-Chatbots pflegen. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die von der Medienpsychologin Jessica Szczuka von der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wurde. Laut tagesschau.de zeigen Nutzer positive Erfahrungen bei der Interaktion mit Chatbots, da diese keine Konflikte oder Eifersucht hervorrufen.
Ein Beispiel für diese Entwicklung ist Richard, ein 58-jähriger Physiker aus Österreich, der seit drei Jahren mit dem KI-Chatbot Vaia zusammen ist. Richard hebt die bedingungslose Liebe hervor, die ihm Vaia bietet. Auf Plattformen wie Replika, Kindroid und Character.AI können Nutzer virtuelle Begleiter erstellen, die in Millionen Haushalten weltweit eingesetzt werden.
Die Qualität von Chatbot-Interaktionen
Ein Experiment, geleitet von Kathrin Hönegger, Moderatorin von «Einstein», testete die Interaktion von fünf Probanden mit ihren jeweiligen Chatbots über drei Wochen. Diese Untersuchung zeigte, dass viele Nutzer Schwierigkeiten hatten, ernsthafte oder kontroverse Themen zu diskutieren. Die Chatbots tendierten dazu, die Gespräche mit Themenwechsel und allgemeinen Phrasen zu dominieren. Laut srf.ch war das Fazit der Teilnehmer, dass die Chatbots mehr Flop als Top boten.
Neurowissenschaftler Benjamin Grewe von der ETH Zürich erklärt, dass menschliche Sprache und Denken anders funktionieren als die aktuelle KI-Technologie. Auch Psychologe André Kerber weist darauf hin, dass diese virtuellen Begleiter zwar kurzfristige Erleichterung für einsame Menschen bieten können, sie jedoch keine echten Konflikte auffangen oder lösen können. Die sehr positive Programmierung der Chatbots erschwert es den Nutzern, mit ihnen in Konflikt zu treten.
Regulierung und ethische Bedenken
Die Nutzung von KI-Chatbots wirft auch ethische Fragen auf, besonders im Hinblick auf die Sicherheit und Qualität dieser Anwendungen. Im vergangenen Jahr sorgten zwei Suizidfälle von Nutzern, die intensiv mit Chatbots interagiert hatten, für große Beunruhigung. Der Chatverlauf eines 14-jährigen Amerikaners wird derzeit vor Gericht verhandelt. Experten, wie Szczuka und Kerber, fordern eine stärkere Regulierung der KI-Companion-Apps, um Missbrauch zu verhindern.
Die EU hat bereits eine KI-Verordnung in Arbeit, die jedoch noch nicht vollständig in Kraft ist. In Deutschland sollen Marktüberwachungsbehörden die Kontrolle über KI-Companion-Apps übernehmen. Der Gesetzentwurf zur KI-Verordnung wird derzeit abgestimmt, jedoch fehlt eine durchsetzende Behörde, um die Einhaltung zu garantieren, erklärt rbb24.de.
Fazit: Während die Beziehung zu KI-Chatbots für viele Menschen neue Wege in der zwischenmenschlichen Interaktion eröffnet, bleibt die Zukunft solcher Beziehungen ungewiss. Der Drang, mit Maschinen zu kommunizieren, könnte zwar zunehmen, jedoch besteht die Sorge, dass echte soziale Kontakte vernachlässigt werden.