
Emmanuel Macron, der Präsident Frankreichs, zeigt im Umgang mit den Zollstreitigkeiten, die unter der Trump-Administration aufkamen, eine klare Haltung. Während der ersten Amtszeit von Donald Trump war Macron einer der wenigen demokratisch gewählten Staats- und Regierungschefs, die sich der direkten Auseinandersetzung mit ihm stellen mussten. Dabei begegnete er Trump mit einer Mischung aus Kumpelhaftigkeit und Unerbittlichkeit. Ein symbolischer Moment dieser Beziehung war ihr langer Händedruck bei einem Treffen in Brüssel im Jahr 2019, der als Kräftemessen interpretiert wurde. Macron hat Trumps Zollpolitik schärfer kritisiert als viele europäische Regierungsvertreter und bezeichnete sie als „brutal und unbegründet“. Angesichts dieser Konfrontation forderte er die französischen Industrievertreter auf, Investitionen in den USA vorerst auszusetzen, auch wenn viele Unternehmen wahrscheinlich starke geschäftliche Interessen über politische Erwägungen stellen werden.
Dennoch lässt Macron den Gesprächskanal zu Trump offen. Dies geschieht trotz seiner Kritik an Trumps Umgang mit anderen Staatsoberhäuptern, darunter Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj. Der französische Präsident meint, dass Europäer mit einer selbstbewussten Haltung verhandeln müssen, um den Anforderungen der US-Politik zu begegnen. Trumps Taktik, Druck durch schockierende Forderungen auszuüben, um nationale Interessen durchzusetzen, erfordert eine einheitliche europäische Antwort, wie Macron betont.
Handelsstrategien und europäische Zusammenarbeit
Macron sieht die Notwendigkeit, dass die EU eine aggressivere Handelspolitik verfolgt, insbesondere in Anbetracht der jüngsten EU-Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge. Mit den Worten, dass die Trump-Administration ihre Interessen beschützen wird, warnt er, dass dies die Wertschöpfungsketten zwischen Europa und den USA gefährden könnte. Nach der Wiederwahl Trumps im November 2024 zeigten sich führende Politiker im Europäischen Parlament optimistisch und forderten eine Fortsetzung der transatlantischen Zusammenarbeit. In einer Sitzung am 12. Februar 2025 diskutierten EU-Abgeordnete über die Zolldrohungen und deren potenzielle Auswirkungen auf die europäischen Unternehmen. Maroš Šefčovič, ein Mitglied der Europäischen Kommission, kritisierte die US-Zölle als schädlich.
Macron macht deutlich, dass ein Zögern seitens der EU zu unlösbaren Dilemmata führen könnte. Gemeinsam mit Italiens Ministerpräsident Mario Draghi betont er die dringende Notwendigkeit einer geeinten Anstrengung zur Stärkung der EU-Position im internationalen Handel. Beide führen sogenannte strategische Sektoren an und plädieren für eine echte Kapitalmarktunion, um die Finanzierung disruptiver Technologien sicherzustellen. Draghi kritisiert zudem die Bürokratie der EU und fordert, überflüssige Vorschriften abzubauen, die Unternehmen zur Abwanderung aus Europa bewegen.
Herausforderungen für die europäische Wirtschaft
In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen ist Macron auch gegen das EU-Mercosur-Handelsabkommen, das bereits unterzeichnet, aber noch von den Mitgliedstaaten genehmigt werden muss. Der französische Präsident wird aufgefordert, seine nationale Perspektive abzulegen, um eine starke europäische Antwort auf die Wettbewerbsbedingungen unter Donald Trump zu formulieren. Bernd Lange, Vorsitzender des Ausschusses für internationalen Handel, ist besorgt über die Möglichkeit von Gegenzöllen, während Sophie Wilmès, stellvertretende Vorsitzende der Parlamentsdelegation für die Beziehungen zu den USA, die Bedeutung der Abschreckung gegen Zölle betont.
Insgesamt betrachtet Macron die Situation als kritisch, wobei er betont, dass die europäische Einheit und Entschlossenheit unerlässlich sind, um den Herausforderungen durch die US-Zollpolitik erfolgreich zu begegnen. Die Zeit drängt, und die Antwort der EU auf diese Situation wird entscheidend für die zukünftige Handelsdynamik zwischen Nordamerika und Europa sein.