
In Deutschland ist die Situation der Bahnhofsgebäude alarmierend. Die Deutsche Bahn hat keine Kontrolle über die meisten der nahezu 2.900 Bahnhofshallen, die im Land existieren. Weniger als ein Viertel dieser Gebäude gehört der Deutschen Bahn. Mehr als die Hälfte der Bahnhöfe, circa 55 Prozent, befinden sich in privatem Eigentum, während über 20 Prozent den Kommunen gehören. Besonders in Ostdeutschland ist der Privatbesitz von Bahnhöfen weit verbreitet. In Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise sind mehr als 80 Prozent der Bahnhofsgebäude in privater Hand, was einen hohen Verfall vieler dieser Immobilien zur Folge hat.
Das Verkaufsprogramm der Deutschen Bahn, das in den 2000er- und 2010er-Jahren viele Bahnhofshallen an private Eigentümer und Kommunen übertrug, hat dazu geführt, dass es nun nur noch etwa 700 Empfangsgebäude im Besitz der Bahn gibt. Diese Maßnahme wurde unter einem finanziellen Fehlanreiz durchgeführt, um Einnahmen zu generieren. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, kritisiert, dass die Bahnhofsgebäude wie gewöhnliche Immobilien behandelt wurden, was zu deren Verfall geführt hat.
Anreize für die Erhaltung
Die Allianz pro Schiene fordert daher Anreize für die Eigentümer, um die Bahnhöfe zu revitalisieren und wieder für den Schienenverkehr nutzbar zu machen. Viele private Eigentümer nutzen die Gebäude lediglich für kommerzielle Zwecke oder lassen sie verfallen. In diesem Kontext wird immer wieder der Bahnhof Malchow in Mecklenburg-Vorpommern genannt, der seit Jahren außer Betrieb ist. Der Mangel an Unterstützung für Eigentümer bei der Entwicklung von Nutzungskonzepten wird als großes Problem identifiziert.
Um die Bahnhofsgebäude zu erhalten, ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Kommunen und privaten Eigentümern notwendig. Der Bund und die Kommunen sollten Verantwortung übernehmen, um die ungenutzten und sanierungsbedürftigen Bahnhofsgebäude wieder für Reisende zugänglich zu machen. Zudem wird eine Erweiterung der Städtebauförderung gefordert, um private Eigentümer in ihren Bemühungen um Erhalt und Nutzung zu unterstützen.
Regionale Initiativen und Unterstützung
Initiativen wie die „Kompetenzstelle Bahnhof“ des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg spielen eine entscheidende Rolle. Sie unterstützen Eigentümer vor Ort und helfen dabei, Konzepte zur Wiederbelebung der Gebäude zu entwickeln. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es Anlaufstellen wie die Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft, die Eigentümern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Die Deutsche Bahn plant bis 2027 die Sanierung von 200 Empfangsgebäuden. Allerdings gibt es keine Pläne, Bahnhöfe zurückzukaufen, was die Situation der privaten Eigentümer weiter kompliziert. Flege betont die Notwendigkeit attraktiver Empfangsgebäude als wichtigen Bestandteil der Verkehrswende. Viele Eigentümer sind jedoch überfordert mit der Entwicklung entsprechender Nutzungskonzepte, was die Dringlichkeit der geforderten Unterstützung unterstreicht.
Zusammengefasst zeigt sich, dass die Zukunft der Bahnhofsgebäude von einem umsichtigen Handeln aller Beteiligten abhängt. Ohne Koordination und Unterstützung wird das drohende Verfallen vieler Gebäude nur schwer zu verhindern sein.
Weitere Details zu dieser Thematik finden sich in den Artikeln von Remszeitung und Allianz pro Schiene.