
Ein erschütternder Fall von sexuellem Missbrauch wird derzeit vor dem Landgericht Neubrandenburg verhandelt. Ein Mann aus Anklam und seine Frau stehen unter dem Verdacht, ihre eigene Tochter, die zum Zeitpunkt der Taten nur knapp zwei Monate alt war, sexuell missbraucht zu haben. Der Prozess, der am Mittwoch begann, findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um die schutzwürdigen Interessen des Opfers zu wahren. Wie Nordkurier berichtet, begründete Richter Benjamin Beischer den Ausschluss mit der Notwendigkeit, persönliche Daten des Kindes zu schützen. Zudem wird die mögliche Unterbringung des Angeklagten in einer Psychiatrie geprüft.
Der gestrige Prozesstag zeigte bereits die Schwere der Vorwürfe: Der 34-jährige Vater betrat den Gerichtssaal verhüllt mit Mütze und schwarzem Schal, während die 36-jährige Frau unsicher auftrat und ihre Kapuze vor ihrem Gesicht zog, als sie den Kameras begegnete. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Paar schwerwiegende Straftaten vor, einschließlich Vergewaltigung sowie Herstellung und Besitz von kinderpornografischen Inhalten. Der Tatzeitraum wird auf November 2022 bis August 2024 datiert.
Anklage und Beweislast
Die Anklage besagt, dass der Angeklagte in der Wohnung der Familie mehrfach sexuell an dem kleinen Kind vergangen ist, dabei Bilder und Videos angefertigt hat, die Dritten zugänglich gemacht wurden. Diese Verbreitung im Internet führte letztlich zur Aufdeckung des Falls im August 2024, nachdem die Polizei durch einen Hinweis auf das Paar aufmerksam geworden war. Der Mann wurde am 10. August in Untersuchungshaft genommen. Die Frau soll den Missbrauch geduldet und in einem konkreten Fall selbst daran beteiligt gewesen sein.
Die Hauptbeweise der Anklage bestehen aus den Bildaufnahmen der sexuellen Handlungen. Bislang haben sich die Beschuldigten im Ermittlungsverfahren nicht zu den Vorwürfen geäußert. Am ersten Prozesstag war eine Zeugin angeordnet, und sowohl ein psychiatrischer Gutachter als auch ein IT-Forensiker beobachten den Prozess, der bis zum 17. Februar fortgesetzt werden soll.
Rechtslage und gesellschaftlicher Kontext
Die rechtlichen Grundlagen für die Anklage stützen sich auf verschiedene Paragraphen des Strafgesetzbuches, die schwerwiegende Strafen für sexuellen Missbrauch von Kindern vorsehen. Insbesondere § 176 StGB, der sich mit sexuellem Missbrauch von Kindern befasst, sieht eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr für sexuelle Handlungen an Kindern unter 14 Jahren vor. Die Strafe kann bei schweren Fällen, wie hier vorliegend, auf mehrere Jahre erhöht werden.Das Bundeskriminalamt weist darauf hin, dass für derartige Straftaten freiheitsentziehende Strafen zwischen einem Jahr und lebenslang verhängt werden können.
In Deutschland steigt die Zahl der Fälle von sexuellem Missbrauch und der damit verbundenen Kinderpornografie seit Jahren an. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik gab es 2022 insgesamt 15.520 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch und 42.075 Fälle von Verbreitung und Besitz kinderpornografischer Inhalte. Diese alarmierenden Statistiken verdeutlichen, dass viele solcher Taten in der Gesellschaft weiterhin ein dunkles Kapitel darstellen. Zahlen und Fakten zu sexuellem Kindesmissbrauch zeigen, dass nur ein kleiner Teil der Taten zur Anzeige gebracht wird, was die Dringlichkeit einer umfassenden gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema unterstreicht.