Im Jahr 2024 hat China sein offiziell angestrebtes Wachstumsziel von „rund fünf Prozent“ erreicht, trotz der vorherigen Prognosen, die auf ein Verfehlen hindeuteten. Im dritten Quartal 2024 betrug die Wachstumsquote 4,6 Prozent, was unter dem angestrebten Ziel lag. Diese schwachen Zahlen sind auf mehrere wirtschaftliche Krisen zurückzuführen, darunter eine gravierende Immobilienkrise und ein schwacher inländischer Konsum. Die chinesische Bevölkerung neigt dazu, in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zu sparen, was die Situation verschärft. Aus diesem Grund gibt es immer wieder Zweifel an der Richtigkeit der veröffentlichten Wachstumszahlen, da die chinesische Wirtschaft als intransparent gilt und staatliche Stellen dafür bekannt sind, Zahlen zu beschönigen. Dies wurde auch von Ökonomen wie Xu Chenggang von der Stanford Universität in Frage gestellt, die vermuten, dass die Statistiken geschönt sind.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat die chinesische Regierung Ende 2023 in Konjunkturprogramme investiert, um den heimischen Markt anzukurbeln. Diese Programme umfassen Subventions- und Eintauschprogramme, Lohnerhöhungen sowie Zinssenkungen. Im Dezember 2024 kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Exporte, was teilweise auf die bevorstehenden amerikanischen Zölle unter der Administration von Donald Trump zurückzuführen ist. Händler weltweit haben massenhaft Waren aus China importiert, um sich vor möglichen Zöllen zu schützen, was jedoch auch die Gefahr eines Handelskriegs zwischen den USA und China birgt. Dieser könnte das Wachstum der chinesischen Wirtschaft im Jahr 2025 gefährden.
Die Herausforderungen der chinesischen Wirtschaft
China sieht sich drängenden Problemen gegenüber, die weit über die momentanen Wachstumsraten hinausgehen. Diese Probleme beinhalten eine anhaltende Immobilienkrise, Deflation, hohe Arbeitslosigkeit und ein schwaches Vertrauen der Verbraucher. Laut aktuellen Berichten beträgt die allgemeine Arbeitslosigkeit 5,2 Prozent, bei jungen Menschen steigt diese Zahl auf alarmierende 15,7 Prozent. Die Einkommen und das Wohlstandsgefälle innerhalb der Bevölkerung bleiben durch einen Gini-Koeffizienten von 0,47 hoch, was auf erhebliche Ungleichheiten hinweist. Zudem beträgt der Anteil privater Haushaltsausgaben am BIP nur etwa 39 Prozent, während er in den USA bei 67 Prozent liegt.
Um die bestehenden Probleme zu begegnen, hat die Kommunistische Partei Chinas einen neuen Fünfjahresplan (2025–2030) verabschiedet, der systematische Lösungen anstrebt, jedoch keine schnellen Veränderungen verspricht. Dieser Plan betont die Stärkung nationaler Widerstandsfähigkeiten sowie eine stärkere Selbstversorgung in strategischen Sektoren wie künstlicher Intelligenz, erneuerbaren Energien und Biomedizin. Chinas Strategie fördert zudem die heimische Industrie zur technologischen Unabhängigkeit und nationalen Sicherheit, was für Unternehmen in Europa und insbesondere in Deutschland bedeutende Anpassungen erfordert.
Der Blick in die Zukunft
Das Wachstumsziel für 2025 wird im März 2025 bekannt gegeben, wobei Experten erneut mit einem Ziel von fünf Prozent rechnen. Trotz positiver Exportzahlen bleibt das Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft angespannt. Die Deutsche Auslandshandelskammer in China berichtet von einem historischen Tiefstand der Stimmung deutscher Unternehmen, wobei nur ein Drittel der Mitgliedsunternehmen eine Verbesserung ihrer Geschäftsaussichten in China für 2025 erwartet. Dies könnte auch die von der Regierung initiierten Konjunkturmaßnahmen und Reformen zur Verbesserung des Managements und der Wettbewerbsfähigkeit staatlicher Unternehmen beeinträchtigen.
Die chinesische Führung sieht in der Deflation keine Bedrohung, sondern betrachtet sie als Vorteil zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Dennoch warnt die Ökonomenfront, dass diese Situation zu einer Zurückhaltung bei Investitionen führen könnte. Angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft, geopolitischer Konflikte und unzureichender Inlandsnachfrage bleibt die chinesische Wirtschaft vor erheblichen Herausforderungen stehen, die eine nachhaltige Erholung erheblich erschweren könnten.
