
US-Präsident Donald Trump hat die angedrohten Strafzölle gegen Kanada vorerst ausgesetzt. Wie von der Nachrichtenagentur AFP berichtet, wird dieser Schritt für zunächst 30 Tage gelten. Diese Entscheidung folgt einem Gespräch zwischen Trump und dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau. Trudeau gab bekannt, dass die Zölle wenige Stunden vor ihrem Inkrafttreten ausgesetzt wurden. In der Gegenseitigkeit wird Kanada neue Verpflichtungen eingehen und einen Regierungsbeauftragten ernennen, der das Fentanyl-Schmuggelmonitoring verantwortet.
Des Weiteren plant Kanada, mexikanische Drogenkartelle auf die Terrorliste zu setzen und eine gemeinsame Spezialeinheit mit den USA zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, des Fentanyl-Handels und der Geldwäsche zu gründen. Trump hatte zuvor den Ton gegenüber Kanada verschärft und die Notwendigkeit der Handelsbeziehungen in Frage gestellt. Er äußert zudem den Wunsch, Kanada als „51. Bundesstaat“ der USA zu integrieren.
Hintergrund der Zölle
Die geplanten Zölle, die von Trump am 4. Februar in Kraft treten sollten, sahen eine Erhöhung für Waren aus Kanada und Mexiko auf 25 Prozent sowie für China auf 10 Prozent vor. Diese Zölle wurden über das International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) verhängt. Trump begründete diese Maßnahmen mit der Bedrohung durch illegale Einwanderung und Drogen, insbesondere das hochgefährliche Fentanyl.
Das Weiße Haus bezeichnete mexikanische Drogenkartelle als „die weltweit größten Händler von Fentanyl“. Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das als hundertmal stärker als Morphium gilt und die häufigste Todesursache bei Amerikanern im Alter von 18 bis 45 Jahren darstellt. Trump betonte die Notwendigkeit, die Amerikaner zu schützen und den illegalen Drogenhandel zu stoppen.
Reaktion und mögliche Folgen
Kanada hatte bereits angekündigt, Gegenzölle von 25 Prozent auf US-Waren einzuführen, die Waren im Wert von 155 Milliarden Dollar betreffen. Diese Zölle würden ebenfalls am 4. Februar in Kraft treten. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum wies die Vorwürfe gegen die mexikanische Regierung zurück und prüft ebenfalls mögliche Gegenzölle. China kündigte an, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und plant, die USA bei der Welthandelsorganisation zu verklagen.
Trump hatte auch kritisiert, dass amerikanische Unternehmen Zölle umgehen, indem sie in Mexiko produzieren und die Waren anschließend in die USA exportieren. Er schätzte das Handelsdefizit zwischen den USA und Kanada auf 200 Milliarden Dollar, wobei aktuelle Daten für die ersten elf Monate des Jahres 2024 ein Defizit von 55 Milliarden Dollar zeigen.
Fentanyl-Krise und ihre Komplexität
Experten weisen darauf hin, dass die Realität der Fentanyl-Krise komplexer ist, als von Trump und seinem Team dargestellt. Während die Überdosis-Epidemie in den USA ernst ist, belegen Daten, dass die Zahl der durch Fentanyl verursachten Todesfälle deutlich niedriger ist als die in offiziellen Aussagen genannten. Im Jahr 2022 lag die Gesamtzahl der Überdosis-Todesfälle, einschließlich Fentanyl und anderer Drogen, bei etwa 114.000.
Die Behauptung, dass Kanada einen „wachsenden Fußabdruck“ im Drogenvertrieb hätte, wird von Experten nicht unterstützt. Daten zeigen, dass im Jahr 2024 weniger als 50 Pfund Fentanyl aus Kanada in die USA geschmuggelt wurden. Im Vergleich dazu kamen über 21.000 Pfund Fentanyl aus Mexiko. Premierminister Trudeau wies darauf hin, dass weniger als 1% des Fentanyl-Angebots in den USA aus Kanada stammt.
Die meisten Vorläuferchemikalien für Fentanyl kommen aus China und erreichen mexikanische Drogenbanden. In der Vergangenheit hat die chinesische Regierung unter Druck der Biden-Administration Maßnahmen eingeführt, um den Drogenhandel zu bekämpfen.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Zölle sowohl für mexikanische als auch für kanadische Waren erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben könnten, insbesondere in der Automobilindustrie, die für viele europäische Unternehmen, wie Volkswagen, von Bedeutung ist.