
Tuomo Neumann, der Betreiber des Graffiti- und Skateshops „Fame“ in Zittau, hat angekündigt, dass er nach 13 Jahren sein Geschäft schließen wird. Der letzte Öffnungstag ist am Freitag. An diesem Tag haben Kunden die Möglichkeit, auf ein unverkäufliches Skateboard zu unterschreiben und ein Glas Sekt zu genießen. Neumann, der an der Inneren Weberstraße 18 ansässig ist, verkauft seine Waren im Laufe des Monats zu reduzierten Preisen.
„Der Internethandel sticht mich komplett aus“, so Neumann, der von rückläufigen Verkäufen berichtet, die in erster Linie durch den Online-Handel verursacht wurden. Seit der Eröffnung seines ersten Ladens im Jahr 2012 war Neumann Zeuge einer drastischen Veränderung im Einzelhandel. Sein ursprünglicher Standort mit 30 Quadratmetern an der Inneren Oybiner Straße wurde bereits ein Jahr später auf 60 Quadratmeter erweitert, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, wobei er Wasserpfeifen in sein Sortiment aufnahm.
Der Wandel im Einzelhandel
Die Schließung des Skateshops ist ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, mit denen stationäre Einzelhändler konfrontiert sind. Der massive Anstieg des Online-Handels, besonders während der Pandemie, hat nicht nur das Kaufverhalten der Verbraucher verändert, sondern auch enorme Auswirkungen auf die stationären Geschäfte gehabt. So verzeichneten Unternehmen wie Otto und Zalando während der Pandemie höhere Umsätze, was die Kluft zwischen Online- und Offline-Handel verstärkte.
Laut dem Tagesspiegel stieg der Brutto-Umsatz im E-Commerce 2020 um 14,6 % auf 83,3 Milliarden Euro. Für die Zukunft wird ein weiteres Wachstum von 12,5 % im E-Commerce prognostiziert. Das beeinflusst insbesondere kleinere Geschäfte wie „Fame“, die Schwierigkeiten haben, mit den Preisen und Angeboten großer Online-Anbieter zu konkurrieren.
- Online-Shops waren oft die einzige Kaufoption während der Pandemie.
- 60 % der stationären Händler sehen sich ohne staatliche Hilfen in Insolvenzgefahr.
- 75 % der Nutzer:innen möchten in Zukunft gleich viel oder mehr online bestellen.
Die Digitalisierung transformiert den Einzelhandel. Faktoren wie Bequemlichkeit, Zugänglichkeit und Personalisierung fördern diesen Wandel. Während der Umsatz des deutschen Onlinehandels im Jahr 2022 um 2,8 % sank, verzeichneten die Top-1.000-Onlineshops ein Wachstum von 7,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch stehen viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) vor der Herausforderung, im Wettbewerb mit großen Konzernen wie Amazon und Zalando bestehen zu können.
Zukunftsperspektiven für lokale Geschäfte
Neumann plant, Teile seines Sortiments weiterhin auf Abruf anzubieten, und sieht darin eine Möglichkeit, seine Kunden auch nach der Schließung weiter zu bedienen. Bestellungen können telefonisch getätigt werden. Schallplatten werden in seinen Privatbestand überführt, während Skateboards bei Veranstaltungen verlost werden sollen. Diese Flexibilität könnte für viele Einzelhändler entscheidend sein, um in einem sich wandelnden Markt zurechtzukommen.
Die Herausforderungen, die der Online-Handel mit sich bringt, sind jedoch nicht zu unterschätzen. Die Retourenquote ist weiterhin hoch, und viele Verbraucher klagen über Probleme mit Kundendiensten und mangelhaften Bestellungen. Dazu kommt, dass die Umweltbelastung durch steigende Verpackungsmengen und Retouren dramatisch zunimmt, was auch von Umweltverbänden kritisiert wird.
Die Zukunft des Einzelhandels erfordert eine Anpassung und Integration von Online- und Offline-Angeboten. Click-and-Collect-Systeme und ein stärkerer Fokus auf lokale Produkte könnten mögliche Wege sein, um die Lücke zu schließen, die der Online-Handel hinterlässt. Der Fall von Neumann und seinem Skateshop „Fame“ zeigt, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben und auf die sich ändernden Kundenerwartungen zu reagieren.
In einer Welt, in der Online-Shopping immer mehr an Bedeutung gewinnt, stehen lokale Geschäfte vor der Herausforderung, ihre Angebote zu diversifizieren und einen echten Mehrwert für ihre Kunden zu schaffen. Der Fall von „Fame“ ist somit nicht nur ein Beispiel für den Verlust eines geliebten lokalen Ladens, sondern spiegelt auch den größeren Trend wider, der viele Einzelhändler in ganz Deutschland betrifft.
Sächsische.de berichtet über die Schließung des Skateshops.
Tagesspiegel liefert zusätzliche Einblicke in die Auswirkungen des Online-Handels.
Digital Zentral thematisiert die Veränderungen im Einzelhandel durch die Digitalisierung.