
Norfolk Island, ein kleines Außenterritorium Australiens, befindet sich rund 1900 Kilometer nordöstlich von Canberra und ist näher an Neuseeland als am australischen Festland. Die Insel hat etwa 2000 Einwohner und hat lange Zeit einen schmalen fiskalischen Spielraum vor allem durch den Tourismus genutzt. Nun sehen sich die Bewohner mit einer überraschenden Herausforderung konfrontiert: US-Präsident Donald Trump hat einen Zollsatz von 29 Prozent auf Exporte aus Norfolk Island verhängt. Dies steht im Gegensatz zu den 10 Prozent, die für australische Exporte in die USA gelten.
Die Zollpolitik hat für Verwirrung unter den Einwohnern gesorgt. Obwohl Norfolk Island kaum nennenswerte Waren exportiert, außer möglicherweise einigen Palmensamen, betrachten Einwohner und die lokale Handelskammer die hohen Zölle als ein Signal der internationalen Nichterkennung von Norfolk als Teil Australiens. Brett Sanderson, ein Aktivist der Insel, sieht hierin eine Chance, die Diskussion über die Selbstbestimmung zu fördern und die Souveränität der Insel ins Rampenlicht zu rücken. Die Handelskammer der Insel hat klar formuliert, dass Norfolk Island nicht als Erweiterung Australiens betrachtet werden sollte, und fordert die Wiederherstellung ihrer wirtschaftlichen Rechte sowie einen exklusiven Zugang zur eigenen Wirtschaftszone.
Historischer Kontext und heutige Herausforderungen
Die Entwicklung Norfolk Islands ist stark von ihrer Geschichte geprägt. Der Norfolk Island Act von 1979 gewährte der Insel begrenzte Autonomie, die jedoch im Jahr 2010 im Austausch für ein Rettungspaket aufgegeben wurde. Seit 2016 untersteht die Insel de facto der Verwaltung Canberras, da die lokale Legislative 2015 aufgelöst wurde, obgleich in einem Referendum 58% der Wähler für die Beibehaltung der Selbstverwaltung stimmten.
Ein großer Teil der Insulaner entstammt den Nachfahren der Meuterer der HMS Bounty von 1789. Dies hat die Identität der Insel und das Streben nach Selbstbestimmung geprägt. Viele Bewohner haben das Gefühl, dass die aktuelle Verwaltung durch Australien nicht nur die lokale Governance beeinträchtigt, sondern auch einen demokratischen Mangel darstellt. Die aktuelle Situation wird von der Bevölkerung als kolonial betrachtet. Dies äußert sich in der Forderung nach mehr Unabhängigkeit und Selbstregierung.
Mit den Zöllen erhöht sich der Druck auf die australische Regierung, die Sorgen der Insulaner ernst zu nehmen. Premierminister Anthony Albanese äußerte sarkastisch, dass die Handelsrelevanz von Norfolk Island fragwürdig sei und dass die Tarifierung möglicherweise ein Missverständnis war. Dies wird auch von Don Farrell, dem Handelsminister, bestätigt, der die Zollsituation als „offensichtlich einen Fehler“ bezeichnete.
Auswirkungen der Zollpolitik
Die Auswirkungen der Zollpolitik auf Norfolk Island bleiben schwer abzuschätzen. Die Insulaner sind sich uneinig darüber, was genau diese Zölle für ihr wirtschaftliches Wohl bedeuten. Selbst wenn es Berichte über einen kleinen Exportmarkt für Palmensamen in Europa gibt, bleibt die Frage der allgemeinen Handelsfähigkeit und der Ausgestaltung einer unabhängigen wirtschaftlichen Strategie für die Insel relevant.
Einige Elemente der Zollpolitik stiften auch Verwirrung, da Adam Wolfenden von der Pacific Network on Globalisation (PANG) darauf hinweist, dass die Einbeziehung von Norfolk Island in die Zollliste auf Missverständnissen beruhen könnte. Solche Missverständnisse könnten auf einem unzureichenden Wissen über die gesamtwirtschaftliche Realität von Norfolk Island basieren, die hauptsächlich vom Tourismus abhängig ist.
Die Situation auf Norfolk Island bleibt angespannt, während die Bewohner um ihre Identität und Rechte kämpfen. Die hohen Zölle könnten nicht nur zu wirtschaftlichen Herausforderungen führen, sondern auch als Katalysator für ein neues Kapitel der Selbstbestimmung fungieren. Die Insulaner hoffen, dass das internationale Interesse an ihrer Situation wachsen wird und dass der Druck auf ihre Forderungen nach mehr Autonomie nicht nachlässt.