
Eine neue Ausstellung an der Universität Rostock bringt die Schattenseiten der SED-Herrschaft zwischen 1945 und 1989 ans Licht. Betrifft werden die Einschränkungen von Forschung und Lehre, die durch politische Überwachung und Repression geprägt waren. Diese interaktive Schau wird unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident a. D. Dr. h.c. Joachim Gauck präsentiert und ist vom 4. März bis 4. April 2025 im Atrium des Konrad-Zuse-Hauses zugänglich.
Die Universität Rostock wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in das sozialistische System der DDR integriert. Der Einfluss des Marxismus-Leninismus und die strikte Kontrolle durch die Staatssicherheit waren prägende Elemente, die die Entwicklung der Hochschule beeinflussten. Repressionen gegen Andersdenkende waren ein zentrales Merkmal dieser Zeit, was die Möglichkeiten zur freien wissenschaftlichen Arbeit stark einschränkte. Friedliche Proteste im Herbst 1989 führten schließlich zu einem Reformprozess innerhalb der Hochschulstrukturen und einer Abkehr von der politischen Bevormundung.
Dokumentation und Forschungsquellen
Die Ausstellung basiert auf umfangreichen Recherchen in zahlreichen Archiven, darunter das Bundesarchiv, das Stasi-Unterlagen-Archiv, sowie das Archiv der Universität Rostock und das Landeshauptarchiv M-V. Diese umfangreiche Aktenlage bietet die Grundlage für die Dokumentation von bisher unbekannten oder abweichend eingeordneten Fakten und Schicksalen der Studierenden und Lehrenden, die unter der SED-Diktatur litten. Werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt und die Folgen der politisch-ideologischen Gleichschaltung an der Universität.
Die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) wurde 1946 gegründet, infolgedessen eines Zusammenschlusses zwischen der KPD und der SPD. Gemäß dem Prinzip des „demokratischen Zentralismus“ steuerte sie das politische Leben in der DDR, wobei die Entscheidungen der Führungsorgane auf allen Ebenen bindend waren. In den 1980er-Jahren blockierte die SED notwendige Reformen, die ihren Einfluss verringern könnten, was schließlich zur Wende im Jahr 1989 führte.
Die Strukturen der SED waren durch eine hierarchische Organisation geprägt, die sich auch auf die Hochschulen übertrug. Parteiintern mussten Historiker und Wissenschaftler der SED-Linie folgen, was sich in der Geschichtswissenschaft der DDR deutlich bemerkbar machte. Historische Forschung diente nicht nur der Legitimierung der SED-Herrschaft, sondern war auch ein Instrument zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung. Das Marx-Engels-Lenin-Institut, das 1947 gegründet wurde, war eine Schlüsselinstitution zur Indoktrinierung in diesem Bereich.
Einblick in die Geschichtswissenschaft der DDR
Die Beschäftigung mit der Geschichtswissenschaft in der DDR ist ein weiterer Aspekt der neuen Ausstellung. Der Druck von der SED war unübersehbar, denn Historiker wurden angehalten, marxistisch-leninistische Perspektiven zu vertreten. Der Geschichtsbeschluss von 1955 legte die ideologischen Aufgaben fest, die Historiker erfüllen sollten, um die SED-Agenda zu unterstützen. Aufstände wie der vom 17. Juni 1953 hatten zwar kurzfristige Auswirkungen, konnten jedoch die Kontrollstrukturen der Wissenschaftler nicht nachhaltig aufbrechen.
Die Ausstellung an der Universität Rostock genießt große Aufmerksamkeit, da sie nicht nur die Vergangenheit beleuchtet, sondern auch die Veränderungen thematisiert, die durch die friedlichen Proteste von 1989 initiiert wurden. Besucher können montags bis freitags, von 8:00 bis 18:00 Uhr, die Ausstellung im Atrium des Konrad-Zuse-Hauses, Albert-Einstein-Str. 22, 18059 Rostock besuchen.
Für weitere Informationen zur Ausstellung und deren Thematik können Interessierte die Website der Universität Rostock besuchen. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der SED und ihren Auswirkungen auf die Wissenschaft bleibt ein wichtiger und aktueller Diskurs.