
In den letzten Jahren hat sich das Verhalten der Störche in Deutschland deutlich verändert. Immer mehr von ihnen überwintern anstatt in wärmere Regionen zu ziehen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der Fall eines Storchs, der in Dummerstorf bei Rostock entdeckt wurde. Dieser Storch suchte seine Nahrung auf einer Mülldeponie und stellt somit eine neueste Entwicklung in diesem Wanderverhalten dar, wie die MOPO berichtet.
Stefan Kroll, ein Weißstorch-Experte aus Rostock, verfolgt diese Trends seit 20 Jahren. In seiner Region, Mecklenburg-Vorpommern, wurden bedenkliche Veränderungen festgestellt. Die meisten Störche kehren traditionell Ende März bis April zurück, einige von ihnen ziehen nun jedoch bereits früher zurück, wenn das Wetter günstig ist oder sie finden reichhaltige Nahrungsquellen wie auf Deponien.
Verändertes Überwinterungsverhalten
Ähnliche Entwicklungen sind aus Hessen bekannt. Dort überwintern Störche zunehmend an Standorten mit mildem Wetter und einer guten Nahrungsversorgung. Im Landkreis Groß-Gerau, besonders in Büttelborn, wurden zwischen November und Januar rund 420 Störche gezählt. Büttelborn gilt mittlerweile als das größte Überwinterungsgebiet für Störche in Deutschland. Hier profitieren die Tiere von überfluteten Niedermoorgebieten, die Schutz vor natürlichen Feinden wie Füchsen und Mardern bieten, und von nahegelegenen Mülldeponien, die zusätzliche Nahrungsquellen bereitstellen, wie die Tagesschau berichtet.
Die Störche haben sich nicht nur den neuen Lebensbedingungen angepasst, sondern zeigen auch eine bemerkenswerte Vertrautheit gegenüber dem Personal an den Deponien. Diese Entwicklung ist Teil einer breiteren Reaktion der Tierwelt auf den Klimawandel, der auch andere Arten betrifft. Durch die milden Temperaturen kehren Störche tendenziell immer früher in ihre Lebensräume zurück, während ihre Überwinterungsphasen insgesamt verkürzt werden.
Klimawandel und seine Auswirkungen
Der Klimawandel hat weitreichende Folgen für die Artenvielfalt und das Verhalten von Tieren. Daten zeigen, dass sich der phänologische Frühling im Durchschnitt um zwei Wochen gegenüber vor einigen Jahrzehnten verschoben hat. Diese Veränderungen betreffen die Nahrungsaufnahme und die Fortpflanzung vieler Arten, einschließlich der Störche. Zu den am stärksten betroffenen Arten zählen Schmetterlinge, Weichtiere und Käfer, wie in einer Analyse des Bundesamtes für Naturschutz dargelegt wird.
Im Fall des Dummerstorfer Storchs, der tot in einem Regenrückhaltebecken gefunden wurde, betont Kroll, dass der Tod nicht zwangsläufig mit der Überwinterung zusammenhängt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln wird, doch die gegenwärtigen Beobachtungen sorgen für Nachdenklichkeit und vor allem für Sorge unter Naturschützern und der Öffentlichkeit.