
Das ehemalige russische U-Boot U-461, das seit Dezember 1998 in Peenemünde auf Usedom liegt, könnte bald seine letzte Reise antreten. Thomas Lamla, der Eigentümer, hat bekannt gegeben, dass er das 100 Meter lange und 4000 Tonnen schwere U-Boot so schnell wie möglich verkaufen möchte. Das U-Boot zieht jährlich zwischen 70.000 und 100.000 Besucher an, doch seine Zukunft steht auf der Kippe. Grund hierfür ist das Fehlen eines Schwimmfähigkeitszeugnisses, das aufgrund einer neuen Hafennutzungsordnung erforderlich ist.
Das U-Boot selbst wurde 1965 in Dienst gestellt und gehörte zur ehemaligen baltischen Rotbannerflotte. Es ist vom Typ Projekt 651, bekannt als JULIETT-Klasse, die ursprünglich zur Bekämpfung feindlicher Oberflächenziele, insbesondere US-Trägerkampfgruppen, entwickelt wurde. Von den 72 geplanten Einheiten wurden nur 16 tatsächlich gebaut. U-461 wurde in den frühen 60er Jahren hergestellt und war während seiner aktiven Dienstzeit unter anderem für Übungs- und Patrouillenfahrten im Nordatlantik eingesetzt, wo es scharfe Waffen führte.
Technische Herausforderungen und Kosten
Trotz des jahrzehntelangen Erbes kann Lamla den Nachweis über die Schwimmfähigkeit des U-Boots nicht erbringen, weshalb es in der Gefahr steht, verschrottet zu werden. Der Eigentümer hat bereits Kontakt zur Firma BALTIC Taucherei- und Bergungsbetrieb Rostock aufgenommen, um mögliche Transportlösungen zu finden. Die geschätzten Kosten für den Transport des U-Boots betragen zwischen 500.000 und 1.000.000 Euro.
In der Zwischenzeit gibt es mehrere Interessenten sowohl aus dem Inland als auch dem Ausland. Zwei potenzielle Käufer sind sogar bereit, die Überführungskosten zu übernehmen. Lamla hat jedoch erklärt, dass die Entscheidung über den Verkauf des U-Boots von einem technischen Konzept abhängt. Er beschreibt den Zustand des U-Boots als insgesamt gut, die äußere Farbschicht ist jedoch beschädigt. Die letzte umfassende Instandsetzung fand vor zehn Jahren statt; zuvor wurde das U-Boot alle zwei Jahre gewartet.
Ein Erbe aus der Vergangenheit
Peenemünde hat eine bewegte Geschichte. Von 1936 bis 1945 war es das größte militärische Forschungszentrum Europas, wo bedeutende Raketentechnologien entwickelt wurden, teilweise unter dem Einsatz von Zwangsarbeitern. Im Kontext dieser Geschichte ist U-461 ein reliktes Stück maritimer Militärgeschichte, das die spannungsreiche Zeit des Kalten Krieges widerspiegelt.
Die JULIETT-Klasse war nicht nur technisch bemerkenswert, sondern auch ein strategisches Werkzeug in der geopolitischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West. Das U-Boot wurde vor allem durch seine Fähigkeit, unter Wasser zu operieren, bekannt und war in der Lage, nuklearfähige Anti-Schiff-Raketen abzuschießen – eine Bedrohung, die während des Kalten Krieges von erheblichem Gewicht war.
Aktuell liegt U-461 im Schlick und kann aufgrund der fehlenden Schwimmfähigkeit nicht bewegt werden. Der Besucherbereich befindet sich über der Wasserlinie, was den Zugang für Touristen weiterhin ermöglicht, jedoch nicht für einen nachhaltigen Betrieb sorgt. Lamla hat sich unzufrieden mit den bestehenden Behördenstreitigkeiten geäußert und möchte eine Lösung finden, um dem U-Boot eine neue Perspektive zu geben.
Während die Zukunft von U-461 ungewiss bleibt, bleibt es ein faszinierendes Zeugnis der Marinegeschichte und der militärischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts.
Nordkurier, U-461.de, Planet Wissen