
Paul ist ein Graffitisprayer aus Siegen, der anonym bleiben möchte. Sein Weg in die Graffiti-Kunst begann früh; er entdeckte diese während einer Reise nach Dortmund, als er neun Jahre alt war. Die kreative Ausdrucksform faszinierte ihn so sehr, dass er im Alter von 11 oder 12 Jahren bei einem legalen Spray-Event selbst aktiv wurde. Sein erstes Graffiti stellte er gemeinsam mit einem Freund fertig und trug den Titel „Playground“.
Graffiti beschreibt Paul als eine Kunstform, die viel Übung erfordert. Diese Art der Kreativität ist für ihn mehr als nur ein Hobby; es ist eine Lebensweise. Die Informationen von der Polizei-Beratung zeigen, dass sich viele Jugendliche wie Paul stark für Graffiti interessieren. Sie haben meist ein Sammelalbum mit Bildern und sind oft mit Farbe verschmutzter Kleidung sowie Sprühdosen unterwegs.
Adrenalinkick bei illegalem Sprayen
Paul hat schnell den Reiz des illegalen Sprayens entdeckt, indem er unter anderem ein Stromkasten an einer Bahnanlage besprühte. Der Drang nach Anerkennung, auch als „Fame“ bekannt, ist ein häufiges Motiv in der Graffitiszene. Sprayer wie Paul klettern häufig an schwer zugängliche Orte, um ihre Werke zu platzieren und sich in der Szene zu profilieren. Dabei ist das Risiko hoch; er selbst hatte Schwierigkeiten mit der Polizei und musste nach einer Anzeige 30 Sozialstunden ableisten.
Aktuell sprayt Paul meist zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens. Dabei konzentriert er sich auf Bahnanlagen und triste Betonflächen, die weniger stark überwacht werden. Trotz seiner Vorliebe für illegale Flächen hat er einen kreativen Ausweg gefunden: Paul kombiniert sein Hobby Modellbau mit Graffiti, indem er Werke fotografiert und auf Modellbahnen anbringt. In der Szene ist er für seine regionalen Graffitis aus Nordrhein-Westfalen bekannt.
Graffiti und seine Gefahren
Die Graffitiszene ist nicht nur eine Kunstbewegung, sondern auch eng mit Hip-Hop verbunden. Es gibt Konflikte zwischen verschiedenen Crews, die Einfluss auf die Dynamik innerhalb der Szene haben. Obwohl Paul sich mehr legale Flächen für Graffiti wünscht, ist er überzeugt, dass illegales Sprayen nie ganz verschwinden wird. Er verbindet positive Erinnerungen mit seinen Graffitis und betrachtet sie als Ausdruck seiner Erlebnisse.
Die Risiken des illegalen Sprayens sind jedoch ernst zu nehmen. Laut der Polizei-Beratung ist das Betreten von Gleisanlagen äußerst gefährlich, insbesondere aufgrund der Stromschienen. Bei Verdacht auf illegales Sprayen wird empfohlen, ein klärendes Gespräch mit betroffenen Kindern zu führen und sie auf die rechtlichen Konsequenzen hinzuweisen.
Zusätzlich zu den Gefahren gibt es in einigen Städten mittlerweile legale Graffiti-Flächen, die als sichere Alternativen zur illegalen Kunst betrachtet werden können. Städte wie Schwerin bieten seit 2010 spezielle Bereiche für junge Künstler an, um ihre Kreativität legal auszuleben. Dies könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, um sowohl die Kunstform zu fördern als auch die Risiken zu minimieren. Diese Entwicklung könnte dazu beitragen, die Kluft zwischen Sprayern und den Gemeinschaften, in denen sie aktiv sind, zu überbrücken und einen Raum für Dialog und Verständnis zu schaffen.
Insgesamt bleibt Graffiti ein spannendes Thema; es ist Ausdruck von Kreativität, Symbol für Rebellion und oft auch ein verzweifelter Kampf um Anerkennung und Respekt in der Gesellschaft.