
Am 16. März 2025 versammelten sich rund 600 Anhänger der „Reichsbürger“-Szene in Schwerin zu einem bundesweiten Treffen. Dies war bereits das fünfte seiner Art, das in der Residenzstadt stattfand und war von erheblichem öffentlichen Interesse geprägt. Parallel dazu demonstrierten etwa 250 Menschen für Demokratie und Weltoffenheit. Die Teilnehmer der Gegendemonstration setzten dabei auf ein starkes Symbol: Sie trugen Schirme in Regenbogenfarben, die Vielfalt und Toleranz verkörpern sollen. Merkur berichtet, dass die Veranstaltungen friedlich abliefen, trotz der unterschiedlichen Ansichten der beiden Gruppen.
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig nahm an der Gegendemonstration teil und äußerte sich besorgt über die Aktivitäten der „Reichsbürger“. Sie warnte vor der Gefährlichkeit dieser Szene, die die Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennt und den Fortbestand des historischen Deutschen Reiches propagiert. Schwesig betonte die Notwendigkeit, die Demokratie aktiv zu unterstützen und sichtbar zu machen, um möglichen umstürzlerischen Tendenzen entgegenzuwirken.
Demonstrationen in Schwerin
Wie NDR berichtet, waren die Gegendemonstrationen eine klare Antwort auf die Reichsbürger-Versammlung. Insgesamt hatten die Behörden rund 1.000 Teilnehmer für die Reichsbürger-Demonstration erwartet. Der Platz im Alten Garten war gut gefüllt, jedoch gab es keine nennenswerten Zwischenfälle. Ein Teilnehmender wurde zwar beim Zeigen des verbotenen Hitlergrußes beobachtet, dies blieb aber die Ausnahme.
Ungefähr 120 Polizisten waren im Einsatz, um für die Sicherheit zu sorgen und mögliche Zusammenstöße zu verhindern. Die Polizei gab an, dass beide Gruppen ihre Veranstaltungen räumlich getrennt abhielten, was maßgeblich zur friedlichen Gesamtatmosphäre beitrug. Selbst eine verärgerte Passantin, die gegen die Absperrungen der Polizei vorging, wurde kurzzeitig in Gewahrsam genommen, aber die Lage blieb überwiegend ruhig.
Die Reichsbürger-Szene
Die „Reichsbürger“ lehnen nicht nur die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland ab, sie behaupten auch, dass das Kaiserreich nie untergegangen sei. Ministerpräsidentin Schwesig wies auf die ernsthaften Bedrohungen hin, die von dieser Szene ausgehen, und nannte spezifische Umsturzpläne, die bereits vereitelt wurden, darunter die geplante Entführung des Gesundheitsministers Karl Lauterbach.
Insgesamt werden bundesweit etwa 25.000 Anhänger der „Reichsbürger“- und Selbstverwalter-Szene gezählt, von denen ungefähr 1.350 als rechtsextrem eingestuft werden. In Mecklenburg-Vorpommern schätzt der Verfassungsschutz die Zahl auf knapp 700. Innenminister Christian Pegel schätzt den gewaltbereiten Teil der Reichsbürger auf 15 bis 20 Prozent, wobei der Großteil Männer sind. Diese alarmierende Zahl unterstreicht die wachsende Bedrohung, die mit dieser Bewegung einhergeht.
Zusätzlich haben sich in den letzten Jahren die Zahlen rechtsextremistischer Straftaten signifikant erhöht. Im Jahr 2023 wurden über 25.000 Delikte registriert, was einen Anstieg von 22,4 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Dies zeigt nicht nur die steigende Aktivität von rechtsextremen Gruppen, sondern auch die Notwendigkeit für fortlaufende Wachsamkeit und den Schutz demokratischer Werte in Deutschland. Verfassungsschutz erläutert, dass die rechte Szene in Deutschland insbesondere durch ihre Überzeugungen zur Migration und Asyl eine zunehmende Radikalisierung erfährt.