
Am 16. Januar 2025 begann am Landgericht Stralsund ein aufsehenerregender Prozess gegen eine 48-jährige Frau, die wegen versuchten Mordes angeklagt ist. Der Vorfall, der sich am 19. Juli des vorangegangenen Jahres in der Nähe von Sanitz ereignete, betrifft einen äußerst brutalen Übergriff, bei dem die Angeklagte ihren schlafenden Ehemann mit einem Vorschlaghammer mehrfach auf den Kopf schlug. Dieser erlitt durch die Attacke lebensgefährliche Verletzungen, verlor einseitig das Augenlicht und ist seitdem halbseitig gelähmt.
Besonders erschreckend ist, dass die Frau nach der Tat selbst Verletzungen zufügte, was auf suizidale Absichten hindeutet. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, heimtückisch gehandelt zu haben. Ihre Verteidigung hingegen argumentiert, dass die Angeklagte nicht die Absicht hatte, ihren Mann zu töten, und sie sich in einem emotionalen Ausnahmezustand befand. Sie habe sich von ihm alleingelassen gefühlt, was zu dem gewaltsamen Vorfall führte.
Der Prozessverlauf
Für den Prozess ist nur ein Verhandlungstag angesetzt, an dem die Aussagen von drei Zeugen sowie drei Sachverständigen gehört werden sollen. Nach diesen Anhörungen könnten Plädoyers gehalten und eventuell ein Urteil gesprochen werden.
Dieser Fall steht nicht isoliert da. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamtes erlitten 2023 in Deutschland über 256.000 Menschen Opfer häuslicher Gewalt, was einem Anstieg von 6,5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Von diesen Fällen sind 70% weiblich, wobei 167.865 Personen Opfer von Partnerschaftsgewalt wurden. Die steigenden Zahlen machen die Diskussion über die Bekämpfung häuslicher Gewalt immer dringlicher.
Gesellschaftlicher Kontext und Hilfsangebote
Die Bundesministerien für Inneres und für Frauen haben kürzlich Maßnahmen angekündigt, um den Opferschutz zu verbessern. Dazu gehören 24/7-Schalter an Bundespolizei-Standorten, die speziell auf die Bedürfnisse von gewaltbetroffenen Frauen ausgerichtet sind. Geschulte Beamtinnen sollen dabei helfen, Anzeigen aufzunehmen und Unterstützung zu bieten.
Die Debatte wird auch von der Forderung nach verpflichtenden Anti-Gewalt-Trainings für Täter sowie strikteren Kontaktverboten begleitet. Zudem wird die Einführung elektronischer Fußfesseln zur besseren Überwachung von Gewalttätern diskutiert.
Die Gesellschaft steht vor der Herausforderung, die Pervasivität häuslicher Gewalt zu bekämpfen. Ein geplantes Gewalthilfegesetz soll den Zugang zu Schutz und Beratung für Betroffene sichern. Die hohe Dunkelziffer, die durch nicht angezeigte Taten entsteht, bleibt jedoch eine große Hürde im Umgang mit diesem komplexen Thema.
In diesem angespannten Kontext wird der Prozess gegen die 48-jährige Frau nicht nur für sie, sondern auch für viele Betroffene ein wichtiges Signal senden, wie die Gesellschaft mit der Thematik häuslicher Gewalt umgeht und welche Konsequenzen aus solchen Taten resultieren.
Für weiterführende Informationen zu dem Prozess und der Thematik häuslicher Gewalt können Sie Ostsee-Zeitung und Borkener Zeitung besuchen. Weitere Informationen zur aktuellen Situation häuslicher Gewalt finden Sie beim Bundeskriminalamt.