
Am Samstag, den 6. April 2025, sorgte eine Hochzeitsgesellschaft in Stralsund für Aufregung, als sie mit 12 bis 15 Fahrzeugen die B96 teilweise blockierte. Die Polizei wurde gegen 17:40 Uhr alarmiert, nachdem eine Zeugin die ungewöhnliche Verkehrssituation meldete. Der Verkehr wurde ohne erkennbaren Grund gestaut, was zu einer umfangreichen Kontrolle der Kolonne im Stadtgebiet von Stralsund führte. Die Fahrer, allesamt russische Staatsbürger im Alter von 19 bis 47 Jahren, wohnen überwiegend in den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Die Polizei erstattete Anzeige wegen Nötigung im Straßenverkehr. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Vorfall, da die Hochzeitsgesellschaft auch zuvor auf der A24 in Brandenburg auffällig geworden war. Dort war eine Anzeige wegen Gefährdung des Straßenverkehrs aufgenommen worden. Solche Vorfälle sind nicht neu und zeigen ein wachsendes Problem im Zusammenhang mit Hochzeitskorsos in Deutschland.
Hochzeitskorsos in Deutschland
Eine ähnliche Situation ereignete sich im Juni 2023, als rund 50 Autos einen Hochzeitskorso die B30 bei Ravensburg für etwa 45 Minuten blockierten. Einige der Fahrer drehten Donuts und hinterließen dabei Gummiabrieb auf der Fahrbahn. Hochzeitskorsos haben in letzter Zeit verstärkt für Ärger gesorgt, insbesondere in Baden-Württemberg, wo sie mehrfach den Verkehr behinderten. Laut einer Statistik aus dem Jahr 2022 wurden zwischen Mai und Oktober 46 Hochzeitskorsos in der Region gemeldet.
Die Tradition des Hochzeitskorsos hat kulturelle Wurzeln in den Dorfgemeinschaften des Bosporus. Caner Aver vom Zentrum für Türkeistudien erklärt, dass sich die Tradition mit der Verstädterung verändert hat. Heute führen viele Menschen Autokorsos durch, auch wenn diese in Deutschland rechtlich problematisch sind. Sie sind zwar nicht explizit im Bußgeldkatalog verankert, können jedoch dennoch zu Strafanzeigen wegen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung führen.
Polizeiliche Herausforderungen
Die Polizei steht oft vor Schwierigkeiten, Verstöße nachträglich zu verfolgen. Gundram Lottmann von der Gewerkschaft der Polizei betont, dass die Sicherheitslage immer an erster Stelle steht und die Polizei nicht als Spaßverderber auftreten möchte. Dennoch wird die Tätigkeit der Hochzeitskorsos zunehmend kontrovers diskutiert.
Die Anzahl der Hochzeitskorsos scheint abzunehmen, möglicherweise aufgrund kleinerer Hochzeiten und sich ändernder sozialer Gegebenheiten. Trotz der anhaltenden Popularität dieser Tradition bleibt es eine Herausforderung, die Balance zwischen Brauchtum und Verkehrssicherheit zu finden. Die Ereignisse in Stralsund sind ein weiterer Beweis für die anhaltenden Spannungen, die solche Feierlichkeiten mit sich bringen können.