
Wolf Werner, Stralsunds ältester Nachtwächter, beendet nach über 1007 gruseligen Führungen seine „Karriere“ und tritt in den Ruhestand. Mit 81 Jahren übergibt er die Laterne an eine neue Generation, die bereits für die Fortführung der beliebten Nachtwächtertouren ausgebildet wird. Diese Führungen, die nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische von Interesse sind, lassen die dunkle Geschichte der Hansestadt lebendig werden.
Der Nachtwächter-Dienst in Stralsund hat eine lange Tradition. Mit seinem Eintritt in die Nachtwächterrolle im Jahr 2002 hat Wolf Werner maßgeblich zur Popularität dieser Führungen beigetragen. Inspiriert von einer Quizsendung, die einen Hamburger Nachtwächter zeigte, startete er 2005 das Konzept der nächtlichen Gruselgeschichten. Trotz anfänglicher Skepsis erwies sich die Idee als erfolgreich, sodass die Touren schnell bei der Tourismuszentrale als neue Attraktion etabliert wurden.
Gruselgeschichten und Stadtgeschichte
Wolf Werner führte seine Gruppen durch die Straßen Stralsunds und erzählte spannende und oft düstere Geschichten über die Vergangenheit, die vor allem die schwedische Besatzungszeit und die französische Herrschaft zum Inhalt hatten. Unterstützt von Andreas Neumerkel aus dem Stadtarchiv hatte er Zugriff auf zahlreiche historische Quellen, die ihm halfen, die Erzählungen zu bereichern. Werner schätzte, dass er über 80.000 Menschen etwas über die Stadt beigebracht hat, sei es während der Nachtwächterführungen oder bei anderen Stadtführungen.
Wie erzberger-holzkunst.de berichtet, reicht die Tradition des Nachtwächters in Deutschland bis ins Jahr 1650 zurück. Der Nachtwächter hatte dabei nicht nur die Aufgabe, für Sicherheit zu sorgen, sondern auch gesellschaftliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Nach einer langen Geschichte und der Abschaffung der Stelle im Jahr 1879 wurde die Rolle im Jahr 1997 wiederbelebt, um den Fremdenverkehr zu fördern und den Gästen der Stadt einen Einblick in ihre Geschichte zu geben.