
Neuseelands Premierminister Christopher Luxon hat am 11. April 2025 einen umfassenden Plan zur Verdopplung der Verteidigungsausgaben angekündigt. In den nächsten acht Jahren sollen die Mittel fast verdoppelt werden, was die größte Aufrüstung seit Jahrzehnten darstellt. Diese Entscheidung ist in einem geopolitischen Kontext geprägt von den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten sowie durch steigende Spannungen rund um Taiwan zu verstehen. Auch die jüngsten Manöver chinesischer Kriegsschiffe in der Tasmansee, darunter ein Schiff mit 112 Raketenabschussvorrichtungen, haben zur Neubewertung der Sicherheitslage beigetragen, wie die lvz.de berichtet.
Verteidigungsministerin Judith Collins stellte klar, dass die geographische Isolation Neuseelands nicht mehr ausreichend Schutz biete. Die Implementierung einer neuen Verteidigungsstrategie sieht vor, in den kommenden vier Jahren neun Milliarden neuseeländische Dollar (ca. 4,6 Milliarden Euro) in das Militär zu investieren. Bis 2033 soll das Land etwa 2% des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aufwenden, was dem NATO-Richtwert entspricht. Dabei sind auch die geplanten Investitionen in neue Militärflugzeuge, Hubschrauber, gepanzerte Fahrzeuge, Drohnen und unbemannte Boote von zentraler Bedeutung.
Modernisierung der Streitkräfte
Die neuseeländischen Streitkräfte gelten gegenwärtig als stark geschwächt. Collins beschreibt den Zustand der Streitkräfte metaphorisch als einen Patienten „auf der Intensivstation“. Viele Soldaten fehlen, und mehrere Schiffe liegen ungenutzt im Hafen. Nach den Plänen von Luxon und Collins sollen unter anderem die veralteten Boeing-757-Transportflugzeuge ersetzt werden, wobei die Notwendigkeit einer schlagkräftigen Truppe betont wird, ohne den humanitären Charakter der Streitkräfte aufzugeben.
Diese neue Verteidigungsstrategie stellt einen signifikanten Paradigmenwechsel dar. Anders als frühere Pläne, die Investitionen hauptsächlich mit zivilen Einsätzen zu rechtfertigen, rückt nun die militärische Stärke in den Vordergrund. China, das als Hauptgrund für diese strategische Wende identifiziert wird, verfolgt aggressive Ziele im indopazifischen Raum. Experten schätzen das Risiko eines Konflikts in dieser Region auf 10-20% und machen Neuseeland alarmiert über die geopolitischen Entwicklungen.
Regionale Zusammenarbeit und Sicherheitsarchitektur
In diesem Kontext gewinnt auch die Zusammenarbeit zwischen Neuseeland und Australien an Bedeutung. Beide Länder könnten in einem gemeinsamen ANZAC-Verteidigungsbündnis enger zusammenarbeiten. Die strategischen Partnerschaften im indo-pazifischen Raum, wie die Quad-Initiative, die die militärische Zusammenarbeit zwischen den USA, Australien, Indien und Japan stärken soll, unterstreichen den globalen Trend zur militärischen Koordination in Anbetracht der Bedrohungen durch China.
Ein weiterer Aspekt dieser sich verändernden Sicherheitslandschaft ist die Rolle von ASEAN und der regionalen Sicherheitsarchitektur. In der Zusammensetzung, die die USA und ihre asiatischen Partner umfasst, wird ein Fehlen eines multilateralen Verteidigungssystems festgestellt. Dies wurde in verschiedenen Studien dokumentiert. Die genannten Faktoren, wie Machtasymmetrie und unterschiedliche kulturelle Werte zwischen den USA und asiatischen Ländern, haben zur Unfähigkeit beigetragen, ein gemeinsames Verteidigungssystem zu formulieren. Die Herausforderungen, die Xi Jinping mit seiner Vision einer chinesisch dominierten Sicherheitsordnung geäußert hat, setzen Neuseeland und Australien zusätzlich unter Druck, ihre militärischen Strategien zu überdenken, um im Kontext globaler Unsicherheiten gewappnet zu sein.