
Die Staatsanwaltschaft Aurich hat die Ermittlungen zu den Vorfällen während des bekannten Klaasohm-Festes auf Borkum eingestellt. Diese Entscheidung folgt auf mehrere Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung, die gegen Unbekannt erstattet wurden, sowie wegen Strafvereitelung im Amt. Interessanterweise haben mögliche Geschädigte jedoch keine eigenen Straftaten angezeigt. Die Anzeigen wurden größtenteils durch Medienberichte angestoßen, insbesondere durch Berichterstattung des ARD-Magazins «Panorama», in dem über den umstrittenen Nikolausbrauch berichtet wurde, der das Schlagen von Frauen mit Kuhhörnern beinhaltet. Laut ZVW gab es auch anonyme Berichte von Borkumerinnen, die von aggressiven Übergriffen während des Festes berichteten.
Im Zusammenhang mit den Vorfällen wurde ein Video veröffentlicht, das Dokumentationen von Übergriffen zeigt, in denen Frauen von als „Klaasohm“ verkleideten Männern mit Kuhhörnern auf den Hintern geschlagen wurden. Dieses Video erreichte über 400.000 Aufrufe auf YouTube und sorgte für eine Welle der Empörung in der Öffentlichkeit. Nach der massiven Kritik kündigten die Veranstalter, der Verein Borkumer Jungens, an, den umstrittenen „Brauchtum“ abzuschaffen. Die Polizei unterstrich ihre „Null-Toleranz-Linie“ gegen Gewalt und ermutigte Frauen, Strafanzeigen zu erstatten.
Die Tradition des Klaasohm-Festes
Das Klaasohm-Fest, das am 5. Dezember gefeiert wurde, hat eine lange Tradition. Teil des Festes war ein Umzug, bei dem Frauen von so genannten „Klaasohms“ gefangen und geschlagen werden. Bürgermeister Jürgen Akkermann kritisierte die Berichterstattung als tendenziös und wies darauf hin, dass dieser Brauch auf die Zeit der Walfänger zurückgeht. In dieser historischen Perspektive behaupteten die Männer nach ihrer Rückkehr von See, Macht über die Frauen zu haben. Diese Erklärung bietet einen besorgniserregenden Kontext für die aktuelle Diskussion über das Fest, da der beschriebene Brauch als Symbol für demonstrative Männlichkeit und historische Gewalt interpretiert werden kann, die auch gegen die Rechte von Frauen verstößt.
Der Verein Borkumer Jungens hat sich von diesem Brauch distanziert und entschuldigte sich für die historische Gewalt gegen Frauen. Sie betonten jedoch, dass der Brauch nicht den Kern des Festes ausmache. Diese Aussagen kommen vor dem Hintergrund der stetigen Bemühungen der Gesellschaft und der Institutionen, das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt zu schärfen. Eine relevante Grundlage für diese Bemühungen bildet der „Monitor Gewalt gegen Frauen“, der am 3. Dezember 2024 veröffentlicht wurde. Er beleuchtet die Entwicklungen in der geschlechtsspezifischen Gewalt in Deutschland und analysiert die Anstrengungen, die unternommen werden, um die menschenrechtlichen Verpflichtungen aus der Istanbul-Konvention zu erfüllen, wie auf dem Deutschen Institut für Menschenrechte dargelegt.
Die Schließung der Ermittlungen bedeutet jedoch nicht das Ende der Debatte und des öffentlichen Diskurses über den Umgang mit Gewalt gegen Frauen. Es bleibt abzuwarten, welche langfristigen Veränderungen und Maßnahmen im Laufe der Zeit ergriffen werden, um das Fest und ähnliche Traditionen zu reformieren.