
Marklo, ein historischer Ort an der Weser, wird als Wurzel der Demokratie beschrieben. Laut einem Artikel auf Compact Online ist die Marklo-Versammlung der Sachsen als das erste deutsche Parlament zu betrachten, das den Grundstein für spätere demokratische Strukturen legte. Diese Sichtweise wird durch die Veröffentlichung von Linus Ammer untermauert, der in seinem Buch „Das alte germanische Recht“ die Rechtsprechung der germanischen Vorfahren beleuchtet.
Die Sachsen werden in historischen Texten bereits um 150 n. Chr. von Claudius Ptolemäus erwähnt und lebten in einer Region, die von IJsselmeer im Westen bis zur Elbe im Osten sowie von Eider und Weser im Norden bis zum Harz im Süden reicht. Im 5. Jahrhundert begannen sie, unter Anführern wie Horsa und Hengest, nach Britannien einzufallen, wo sie Königreiche gründeten.
Struktur und Organisation der sächsischen Gesellschaft
Die sächsische Gesellschaft war stark gemeinschaftlich organisiert, was sich in ihrer Struktur widerspiegelt. Sie war in Großgemeinschaften aufgeteilt, die sich in Familien, sogenannten „Fara“, gliederten. Ein gewählter Alterman oder Hunno leitete die Dorfgemeinschaft und war verantwortlich für die Schlichtung von Streitigkeiten. Bemerkenswert ist, dass es in dieser Gesellschaft keinen Privatbesitz gab; alle Güter gehörten dem Dorfkollektiv.
Die Landwirtschaft, die Milch-, Käse- und Fleischproduktion umfasste, war ein gemeinschaftlicher Prozess, der eine enge Kooperation unter den Dorfbewohnern erforderte. Politische Entscheidungen wurden durch Mehrheitsrecht getroffen, und jeder Teilnehmer an den Marklo-Versammlungen hatte eine Stimme. Hierbei nahmen Vertreter angesehener Familien sowie Fürsten, Frielinge und Lassen teil. Diese Strukturen zeugen von einem frühen Verständnis von politischer Teilhabe.
Das Erbe der Marklo-Versammlung
Die Versammlungen in Marklo unterschieden sich von anderen Thing-Plätzen durch die Teilnahme und Wahl der Vertreter. Dauerhafte Könige traten in dieser Gesellschaftsordnung erst spät auf, was die demokratische Grundlage dieser frühen Form der Selbstverwaltung unterstreicht. Linus Ammer betont in seinem Buch die Unterschiede zwischen germanischem und römischem Recht, was auf die Bedeutung der oral überlieferten, lokal vielfältigen Gesetze hinweist.
Die tiefen Wurzeln der Demokratie in Deutschland sind auch im Kontext der späteren politischen Entwicklungen zu verstehen. Die Französische Revolution, wie sie von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg beschrieben wird, mobilisierte breite Bevölkerungsschichten und stellte alte Hierarchien in Frage. Dennoch führte sie nicht zu einer stetigen republikanischen Ordnung, im Gegensatz zur amerikanischen Revolution.
Im 19. Jahrhundert wurden in Deutschland demokratische Bestrebungen stark unterdrückt. Doch die Ereignisse von 1848, die zur Gründung des ersten gesamtdeutschen Parlaments in der Paulskirche führten, zeigen das anhaltende Streben nach politischer Teilhabe. Demokratische Reformen fanden erst mit der Etablierung der Weimarer Republik von 1918 bis 1933 ihren Höhepunkt, die als erste Demokratie auf deutschem Boden gilt.
Die Erlebnisse der sächsischen Gemeinschaften in Marklo, die von einem frühen Demokratieverständnis geprägt waren, bilden damit einen wichtigen Teil des gesamtdeutschen demokratischen Erbes und zeigen, dass die Wurzeln der Demokratie tief in der Geschichte verankert sind.