
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am 9. Februar 2025 erneut deutlich gemacht, dass er eine Verstaatlichung der Stromnetze ablehnt. Scholz bezeichnete die Idee als Überforderung, stellte jedoch eine mögliche Beteiligung des Bundes an den Stromnetzen in Aussicht. Diese Aussage erfolgt vor dem Hintergrund der anhaltenden Diskussion über die Finanzierung und den Ausbau der Stromnetze, der für die Energiewende von entscheidender Bedeutung ist.
In seiner Position geht Scholz einen Schritt weiter und schlägt vor, die großen vier Betreiber der Stromautobahnen möglicherweise zusammenzufassen. Dies könnte Effizienzgewinne mit sich bringen, während gleichzeitig die IG Metall die Verstaatlichung gefordert hatte, um die steigenden Stromkosten zu senken. Scholz fordert zudem einen Preisdeckel für die großen Stromautobahnen und hat einen Vorschlag zur Halbierung der Netzentgelte sowie zur Einführung eines festen Preisdeckels von 3 Cent pro Kilowattstunde unterbreitet.
Finanzierung und Netzstabilität im Fokus
Ein zentrales Anliegen Scholz‘ ist es, keine zusätzlichen Investitionen von rund 300 Milliarden Euro in die Stromnetze zu verursachen. Im Bezug auf den Netzausbau betont er, dass tausende Kilometer neue Stromleitungen notwendig sind, um Windstrom aus dem Norden in die Verbrauchszentren im Süden zu transportieren. Die steigenden Netzentgelte belasten die Endkunden, da diese Kosten in die Strompreise eingerechnet werden.
Interessanterweise haben sich die Energiepreise in Brandenburg aufgrund einer besseren Verteilung der Netzentgelte seit Jahresbeginn verringert. Dieser Umstand verdeutlicht die Komplexität der Herausforderungen im Energiesektor. Während die Verteilung der Kosten in ländlichen Gebieten erforderlich ist, liegt der Fokus weiterhin auf der Notwendigkeit, Mehrkosten gerecht auf alle Stromkunden umzulegen.
Erneuerbare Energien und deren Einfluss
Parallel dazu vermeldet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), dass die Ampelkoalition den Zubau an Erneuerbaren Energien-Anlagen vorangebracht hat. 2024 wurden über eine Million Photovoltaik-Anlagen neu installiert, was eine Vervierfachung der Inbetriebnahmezahlen im Vergleich zu 2021 darstellt. Zudem lagen die Inbetriebnahmen von Windkraftanlagen an Land 28 Prozent über dem Niveau von 2021.
Die Erneuerbaren Energien erreichten 2024 einen Anteil von 58 Prozent an der Bruttostromerzeugung, was einen Anstieg im Vergleich zu 54 Prozent im Jahr 2023 bedeutet. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch stieg von 53 auf 55 Prozent. Trotz eines leichten Anstiegs des Stromverbrauchs auf 512 Milliarden kWh sanken die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft im Jahr 2024 um 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae, äußerte sich positiv über diese Entwicklungen und hob hervor, dass rund die Hälfte der installierten PV-Anlagen eine Leistung von unter 100 kW haben und ungesteuert ins Netz einspeisen. Dies erfordere jedoch Regelungen zur Steuerbarkeit der PV-Anlagen, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. Eine fristgerechte Umsetzung der Genehmigungsverfahren ist bis zum 21. Mai 2025 erforderlich.
Die Situation erfordert auch einen konsistenten Regulierungsrahmen sowie private Investitionen in großem Maßstab. Die steigende Anzahl der Erneuerbaren Energien führt zu stärkeren Preisschwankungen am Spotmarkt, was die Notwendigkeit von Regelungen zur Stabilisierung des Marktes unterstreicht. Trotz der gesunkenen durchschnittlichen Strompreise bleibt eine hohe Belastung für die Verbraucher bestehen.