
Brandenburg befindet sich inmitten einer kontroversen Debatte um den Wolf, dessen Bestände in den letzten Jahren exponentiell gewachsen sind. Agrarministerin Hanka Mittelstädt plant für das Jahr 2025 eine neue Regelung zur Reduzierung des Wolfs-Bestands. Laut Merkur wird eine Bundesratsinitiative vorbereitet, um den Schutzstatus für den Wolf abzusenken. Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland, was nicht nur bei Landwirten, sondern auch in der breiten Bevölkerung Besorgnis und Forderungen nach Maßnahmen zur Bestandskontrolle hervorruft.
In der vergangenen Monitoring-Saison lebten in Brandenburg 58 Wolfsfamilien, was die Anzahl der Wölfe, die in Deutschland nachgewiesen wurden, auf über 1.600 anhebt. Die Einwohner befürchten häufige Begegnungen mit Wölfen in der Nähe von Wohnsiedlungen, was durch ein virales Video von zwei Wölfen im Landkreis Ostprignitz-Ruppin verstärkt wurde. Die ständige Zunahme der Wolfpopulation hat vor allem Landwirte veranlasst, eine Senkung der Wolfzahl zu fordern, da diese für Risse bei Weidetieren verantwortlich gemacht werden.
Änderungen der Richtlinien
Die geplanten Änderungen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) könnten die Grundlage für eine Zielgröße des Wolfs-Bestands in Brandenburg schaffen. Mittelstädt betont die Dringlichkeit einer Bestandsreduzierung und plant, die Jagdverfahren für Wölfe zu vereinfachen. Es ist vorgesehen, dass Jäger speziell für die Wolfsjagd ausgebildet werden, um sicherzustellen, dass nicht jeder Jäger die Erlaubnis hat, einen Wolf zu schießen.
Die EU-Kommission plant zudem, den Schutzstatus des Wolfs von „sehr streng“ auf „streng“ herabzustufen, was die rechtlichen Möglichkeiten für Abschüsse erweitern würde. Naturschutzverbände kritisieren diese Pläne jedoch scharf, da sie befürchten, dass eine Absenkung des Schutzstatus zu einem Anstieg illegaler Abschüsse führen könnte.
Wölfe in Deutschland
Deutschland hat in den letzten Jahren eine langsame, aber stetige Ausbreitung von Wölfen erlebt, nicht nur in den östlichen Bundesländern, sondern zunehmend auch im Westen. Sichtungen wurden in Regionen wie Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen gemeldet. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, weist darauf hin, dass Wölfe sich in Kulturlandschaften überraschend schnell verbreiten können, was einige_landbewohner vor Herausforderungen stellt. Die Bedenken der Landwirte sind nachvollziehbar, schließlich waren im Jahr 2018 in Sachsen 170 Fälle von Wölfen dokumentiert, die Schafe oder Ziegen töteten, hauptsächlich bei unzureichend geschützten Tieren.
Die Ängste über einen Rückgang der Beutetiere durch Wölfe entbehren jedoch weitgehend der Grundlage, da aktuelle Studien diese Sorgen widerlegen. Zudem sind die meisten Begegnungen zwischen Wölfen und Menschen nahezu ohne Zwischenfälle geblieben. Wölfe sind grundsätzlich scheu und meiden Menschen. Bei einer Begegnung mit einem Wolf rät NABU zu Ruhe und Abstand, um Missverständnisse zu vermeiden.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Debatte um die Wolfsbestände in Brandenburg und ganz Deutschland entwickeln wird. Die vereinfachten Regelungen zur Wolfsjagd und die vorgesehenen gesetzlichen Änderungen könnten neue Dynamiken in den Konflikt zwischen Naturschutz und Landwirtschaft bringen. Der Umgang mit dem Wolf bleibt also ein komplexes Thema, das sowohl Lösungen als auch Kompromisse erfordert.