
Professor Christopher Teskey von der Technischen Universität Braunschweig hat eine Förderung von 600.000 Euro im Rahmen des Rise up! Programms der Boehringer Ingelheim Stiftung erhalten. Diese Mittel werden gezielt eingesetzt, um effizientere Methoden im Bereich des Molecular Editing zu erforschen, was die Entwicklung neuer Medikamente erheblich beschleunigen könnte.
Teskey ist überzeugt, dass die Förderung seiner Forschungsgruppe den Einstieg in ein neues Gebiet ermöglicht, das langfristig maßgebliche Auswirkungen auf die Wirkstoffentdeckung haben könnte. „Das Projekt trägt den Titel ‚Biomimetic catalysis for small molecule structural editing’“, erklärt er, und der Fokus liegt auf der Neuanordnung der Molekülstruktur ohne Veränderungen an der Gesamtzusammensetzung und Größe. Bisher sind über 50% der neu zugelassenen Medikamente kleine Moleküle, die durch organische Chemiker entwickelt werden, wobei die Synthese dieser Moleküle oft komplex und ressourcenintensiv ist.
Auswirkungen der Förderung
Das Rise up! Programm zielt darauf ab, kreative Grundlagenforscher, die erstmals eine W2-Professur an einer deutschen Universität übernommen haben, zu unterstützen. Die Boehringer Ingelheim Stiftung wurde 1977 von Hubertus Liebrecht gegründet und fördert seitdem medizinische, biologische, chemische und pharmazeutische Wissenschaft.
Christopher Teskey hat Naturwissenschaften an der University of Cambridge studiert und anschließend an der University of Manchester promoviert. Nach einem Postdoc an der Universität Wien war er ab 2019 Nachwuchsgruppenleiter an der RWTH Aachen. Im November 2023 trat er die W2-Professur an der TU Braunschweig an und wurde im Jahr 2024 mit dem Dozentenpreis des Fonds der Chemischen Industrie sowie der Niedersachsen-Impuls-Professur ausgezeichnet.
Entwicklung im Bereich Genom-Editierung
Ein verwandter und aufstrebender Bereich ist die Genom-Editierung, die mit der Bearbeitung von Texten verglichen wird. Diese Technologie nutzt Designer-Nukleasen wie CRISPR/Cas9, um gezielte Veränderungen in Gensequenzen vorzunehmen. Diese Methode hat sich seit ihrer Nobelpreis-Auszeichnung im Jahr 2020 als kostengünstig und präzise erwiesen und ist mittlerweile in der Grundlagenforschung weit verbreitet. Es laufen bereits erste klinische Studien, um potenzielle Behandlungen für verschiedene Krankheiten zu entwickeln. Die Bundesärztekammer hat dazu eine Stellungnahme veröffentlicht, die einen Überblick über Methoden und Anwendungsmöglichkeiten bietet.
Die Verwendung von Genom-Editierung könnte bei monogenen Erkrankungen vielversprechende Entwicklungen hervorrufen. Insbesondere wird an CRISPR/Cas9-basierten Therapien zur Behandlung von Krankheiten wie β-Thalassämie und Sichelzellenanämie geforscht. Obgleich die direkte Anwendung der Genom-Editierung an Patienten noch nicht zugelassen ist, ist das Potenzial enorm.
Partnerschaften zur Innovation
Ein weiteres Beispiel für innovative Ansätze im Bereich der Gentechnik ist die Gründung von ExpressionEdits durch Kärt Tomberg und Allan Bradley. Das Unternehmen hat eine AI-gestützte Plattform entwickelt, die es ermöglicht, intronische Sequenzen in Gene einzufügen, was die Proteinproduktion erheblich steigern kann. Diese Plattform wird nun in Zusammenarbeit mit Boehringer Ingelheim zur Entwicklung optimierter Gene therapies genutzt.
Tomberg, die während des Lockdowns an einem COVID-19-Projekt arbeitete, konnte durch ihre Forschung die Proteinproduktion aus viralen Genen nahezu um das Zehnfache steigern. Die Partnerschaft mit Boehringer Ingelheim wird angestrebt, um diese Technologie auf den Markt zu bringen.
Die Entwicklungen in der Gentechnologie verdeutlichen die Bedeutung von strategischen Partnerschaften, um die Lücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung zu schließen. Angesichts der aktuellen Unsicherheiten im Bereich der Gentherapie ist derartige Zusammenarbeit unerlässlich.