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Delmenhorst kämpft gegen Medikamentenreste im Abwasser: Der Plan steht!

Die Problematik der Arzneimittelrückstände im Abwasser beschäftigt zunehmend die Kommunen in Deutschland. Insbesondere Delmenhorst steht vor der Herausforderung, die Belastungen ihrer Gewässer durch Schmerzmittel zu reduzieren. Rund 1,9 Millionen Deutsche nehmen täglich Schmerzmittel ein, was zu einem signifikanten Problem führt: Reste dieser Medikamente gelangen ins Abwasser und belasten die Umwelt. Das Delme-Klinikum, der größte Einleiter von Medikamenten ins Abwasser in Delmenhorst, trägt maßgeblich zu dieser Problematik bei. Derzeit kann die Kläranlage Am Donneresch keine anthropogenen Mittel entfernen, was einen erheblichen Umweltrisiko darstellt. Die Stadt plant daher die Einführung einer vierten Reinigungsstufe, welche die Mikroschadstoffe gezielt entfernen soll. Der Weser Kurier berichtet, dass für die neue Reinigungsstufe 50 Prozent des Abwassers abgezapft werden sollen, um die Schadstoffkonzentration zu reduzieren.

Die Investitionen in diese Maßnahme sind nicht unerheblich. Die Finanzierung wird zu 65 Prozent durch das Förderprogramm „Verringerung von Spurenstoffen in Gewässern“ der niedersächsischen N-Bank unterstützt. Ein Förderbescheid über 4,52 Millionen Euro wurde kurz vor Weihnachten 2022 erteilt. Die geplante Inbetriebnahme der neuen Reinigungsstufe ist frühestens Ende 2027 vorgesehen. Bereits 2019 wurde der Plan für diese Reinigungsstufe ausgearbeitet. Machbarkeitsstudien wurden 2020 im Umweltausschuss vorgestellt, jedoch gab es zunächst Schwierigkeiten bei der Finanzierung, da keine Fördermittel zur Verfügung standen. Der Stadtrat entschied im Herbst 2021, das Projekt dennoch fortzuführen.

Technische Maßnahmen zur Schadstoffreduktion

Die Stadtwerke Delmenhorst haben bis zum 18. Dezember 2027 Zeit, die vierte Reinigungsstufe zu errichten. Eine europaweite Ausschreibung für die Planungsleistungen (VGV-Verfahren) wird eingeleitet, mit dem Ziel, die Planung im September 2023 zu beginnen. Der Bau könnte theoretisch im November 2026 starten, wenn alle notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind. Die technische Lösung sieht die Ozonung mit Wirbelbett vor. Dabei wird Ozon eingesetzt, um Spurenstoffe aufzulösen. Mit einer Dosierung von 6,5 Milligramm Ozon pro Liter könnten Schmerzmittel zu 99%, Antibiotika zu 92% und Korrosionsschutzmittel zu 84% entfernt werden. Es stehen jedoch noch Tests aus, um die genaue Menge des eingesetzten Ozons festzulegen.

Das Umweltbundesamt (UBA) warnt indes, dass die Vorkommen und Auswirkungen von Arzneimitteln in der Umwelt oft unterschätzt werden. Die zunehmende Einnahme von Humanarzneimitteln – auch bedingt durch den demografischen Wandel – könnte die Konzentration in der Umwelt weiter erhöhen. Eine aktuelle Studie im Auftrag des UBA identifiziert problematische Arzneimittel und listet 156 Wirkstoffe auf, die in Deutschland nachgewiesen wurden, darunter 24 mit hoher Priorität. Diese Stoffe, wie das weit verbreitete Schmerzmittel Diclofenac, zeigen erhebliches Schadenspotenzial für Umweltorganismen, einschließlich Nierenschäden bei Fischen. Das Umweltbundesamt stellt fest, dass Arzneimittel überwiegend über häusliches Abwasser in die Umwelt gelangen.

Die Verantwortung der Industrie

Ein weiteres Problem ist die unsachgemäße Entsorgung von Medikamenten. Schätzungen zufolge gelangen mehrere hundert Tonnen nicht verbrauchter Medikamente über Spüle oder Toilette in die Gewässer. Kläranlagen sind häufig nicht in der Lage, alle Rückstände effektiv abzubauen. Das UBA fordert deshalb ein systematisches Umweltmonitoring, um die tatsächlichen Konzentrationen von Arzneimittelrückständen zu erfassen und besser einschätzen zu können. Dies wäre ein Schritt in die richtige Richtung, um die Umwelt zu schützen und eine nachhaltige Patientenversorgung zu gewährleisten.

Die bevorstehenden Maßnahmen in Delmenhorst sind Teil eines umfassenderen Bestrebens, die Belastung der Gewässer durch Arzneimittel zu bekämpfen und die öffentliche Gesundheit zu wahren. Informationen und weitere Handlungsempfehlungen finden sich auch in einem Handbuch des UBA, das sich intensiv mit den Rückständen von Arzneimitteln im Wasser befasst.

Statistische Auswertung

Genauer Ort bekannt?
Delmenhorst, Deutschland
Beste Referenz
weser-kurier.de
Weitere Infos
umweltbundesamt.de

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