
Lärm und Baulärm prägen derzeit das Tagesgeschehen in der östlichen Fußgängerzone von Delmenhorst. Die Hertie-Brache, die als „Herzstück der Innenstadt“ gilt, wird nun zunehmend zur Baustelle. Die Stadt hat die Neubauplanungen zwischen der Langen Straße und der Bebelstraße in Angriff genommen, was der Stadtplaner Stefan Lehmann als einen wichtigen Schritt für die Innenstadt bezeichnet. Der Abbruch des ehemaligen Hertie-Kaufhauses, das 15 Jahre leer stand, begann im Frühjahr 2022, und die Rückbauarbeiten gehen nun sichtbar voran. Der Rückbau wurde als „relativ geräuscharm“ beschrieben, mit Arbeiten, die montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr stattfinden.
Die Stadt Delmenhorst erwarb das Hertie-Gebäude im Jahr 2021 für etwa sieben Millionen Euro. Diese Investition wurde bereits in die Kalkulation der Abrisskosten einbezogen. Die Städtebauförderungsmittel sollen dafür sorgen, dass der städtische Anteil an den Abrisskosten auf ein Drittel beschränkt bleibt. Insgesamt wurden beim Rückbau 770 Tonnen Bitumengemische, 950 Tonnen Betonschutt und 570 Tonnen Bauschutt abtransportiert, wobei 3.700 Kubikmeter Füllsand zur Verfüllung des Baugrundes angeliefert wurden. Weitere 22.500 Kubikmeter Füllsand sind geplant, um die endgültige Verfüllung abzuschließen.
Neue Entwicklungen und Pläne
In der neu gestalteten Fläche, die sich aus dem Bauprojekt ergeben wird, bleibt ein Drittel der Y-förmigen Baufläche in städtischem Besitz, während die restlichen zwei Drittel an private Investoren vergeben werden. Ein Teil der öffentlichen Teilfläche wird eine Zweigstelle der Berufsbildenden Schulen (BBS) II beherbergen. Geplant sind außerdem Angebote wie eine Schauküche im Erdgeschoss, gastronomische Einrichtungen und ein Multi-Funktionsraum. Die Stadt möchte insbesondere Sozialpädagogen, Pflegekräfte und Hauswirtschafter in die Innenstadt lotsen.
Für den künftigen Hochbau, der die Schule einschließt, ruft die Stadt einen Architekturwettbewerb aus. Laut den Vorgaben heißt es: „Die Schule ist zuerst da und sie bestimmt den Charakter des Ortes.“ Die Architekten müssen nicht nur eine Sichtachse zur Stadtkirche gewährleisten, sondern auch einen öffentlichen Platz schaffen. Der Gewinner des Wettbewerbs wird im Jahr 2026 ermittelt, und der Bau soll im Jahr 2027 beginnen.
Kritik und Bedenken
Trotz der positiven Resonanz gibt es auch kritische Stimmen. Die evangelisch-freikirchliche Gemeinde in Delmenhorst äußerte Bedenken hinsichtlich der Belastung ihres Grundstücks durch die Bauarbeiten. Detlef Roß von der SPD bezeichnete das Vorhaben als „Meilenstein für die Innenstadt“, während Claus Hübscher von der FDP/Kuhnke Bedenken zur Machtverteilung zwischen öffentlichem und privatem Bereich äußerte. Zudem wird in der Diskussion über den Bebauungsplan darauf geachtet, einen Architekturen-Mix zu vermeiden und der städtische Beitrag zur Gestaltung des Planes ist klar festgelegt.
Zusätzlich gibt es Überlegungen zur Einbeziehung der Stadtbücherei in den Neubau, wobei finanzielle Aspekte als Grund für eine mögliche Separierung angeführt wurden. Nicolaus Behrmann vom Naturschutzbund forderte mehr Ehrenamt und Vereinsleben, um die soziale Struktur der Innenstadt zu stärken. Marianne Huismann von den Grünen lobte jedoch das Bauamt und die Einbindung der Bürger in den Planungsprozess, was die Grundlage für zukünftige Projekte darstellen könnte.
Die vorbereitenden Arbeiten zum Rückbau hatten im Januar 2024 begonnen, und die Abbrucharbeiten der massiven Gebäudeteile sind nun in vollem Gange. Die Stadt plant für 2024 ein Konzept zur Vergabe der neuen Bebauung der Fläche, wobei auch hier Bürgerbeteiligung ein zentrales Thema bleibt.
Für Anfragen oder Hinweise zu den Baumaßnahmen steht eine Kommunikationsstelle zur Verfügung, die unter der Telefonnummer 04221 99-2944 oder per E-Mail unter hertiekonsaltde kontaktiert werden kann. Zudem ist eine Registrierung für den E-Mail-Verteiler möglich, um fortlaufende Informationen zu den Abbrucharbeiten zu erhalten.
Insgesamt zeigt sich, dass die Stadt Delmenhorst vor großen Veränderungen steht, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Entwicklung der Innenstadt mit sich bringen werden.
Weser-Kurier berichtet über die Entwicklungen in Delmenhorst
Stadt Delmenhorst gibt Hinweise zu den Abrissarbeiten
Leitfaden zur Bürgerbeteiligung im Städtebau