
Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat kürzlich ein neues Behandlungsangebot für Menschen mit Glücksspielsucht ins Leben gerufen. Laut MHH haben 7,7 Prozent der Glücksspielenden eine Glücksspielstörung, die erhebliche Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben kann. Diese Erkrankung, die sich schleichend entwickelt, betrifft häufig Männer zwischen 20 und 30 Jahren und kann Familien zerstören sowie zu finanziellem Ruin führen.
Das neue ambulante Therapieangebot startet im Januar 2024 und hat zum Ziel, Erwachsenen mit risikoreichem Spielverhalten Sicherheit und Unterstützung zu bieten. Die MHH bietet eine achtwöchige Gruppentherapie, die auch als Teil einer wissenschaftlichen Studie durchgeführt wird. Die Studie unter dem Titel „Wetten, du spielst nicht mehr“ sucht Teilnehmer, die entweder ein pathologisches Spielverhalten aufweisen oder diagnostizierte Glücksspielabhängigkeit haben.
Therapie und Studienangebote
Im Rahmen der Therapie werden acht Module des Metakognitiven Trainings angeboten, die darauf abzielen, Denkverzerrungen der Teilnehmer zu identifizieren und zu korrigieren. Ein wichtiger Aspekt ist die Förderung von Strategien zur Selbststeuerung, um exzessives Spielverhalten zu reduzieren. Teilnehmer an der Studie erhalten eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro.
Vor und nach der Therapie kommen auch umfassende psychologische Testungen sowie Blutentnahmen und Speichelproben zum Einsatz. Diese Proben werden untersucht, um Stresshormone zu analysieren und ein besseres Verständnis für die Erkrankung zu entwickeln. Interessierte können sich direkt an Dr. Phileas Proskynitopoulos wenden, der weitere Informationen und Teilnahmebedingungen bereitstellt.
Breites Unterstützungssystem
Zusätzlich zur MHH gibt es in Deutschland zahlreiche Beratungs- und Informationsangebote für Menschen, die betroffen sind oder Hilfe benötigen. Laut gesund.bund.de stehen bundesweit rund 1.400 Suchtberatungsstellen bereit, von denen etwa 300 spezialisiert auf Glücksspielsucht sind. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet ein kostenloses und anonymes Beratungstelefon an, welches montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr sowie freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr erreichbar ist.
Zusätzlich gibt es Hotlines für anonymen Support und Informationen zu verschiedenen Behandlungsoptionen. Das Angebot umfasst auch Online-Selbsttests zur Einschätzung des privaten Spielverhaltens sowie ein kostenloses Online-Ausstiegsprogramm namens „Check out“ der BZgA.
In einem sich zunehmend verändernden Glücksspielumfeld, in dem seit der Änderung des Glücksspielstaatsvertrags 2021 auch Online-Poker und Internet-Casinos erlaubt sind, ist es mehr denn je wichtig, präventive Maßnahmen und Therapieangebote zu schaffen. Das Verständnis der Zusammenhänge zwischen Glücksspielangebot und Häufigkeit von Suchtfällen ist essenziell, um effektive Hilfsangebote zu entwickeln.
Die MHH spielt hierin eine zentrale Rolle, indem sie niedrigschwellige Therapieangebote bereitstellt, die für viele Betroffene ansprechend sind, da sie oft professionelle Hilfe scheuen. Das neue ambulante Behandlungsangebot könnte somit einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung der Glücksspielsucht darstellen. Für eine Anmeldung oder weitere Informationen über Diagnostik und Behandlung kann die Psychiatrische Poliklinik der MHH ohne vorherige Terminvereinbarung besucht werden.