
Nicole Schmidt-Döring hat im Alter von 23 Jahren den Schritt gewagt, Bestatterin zu werden. Sie arbeitet als Bestattungsmeisterin im Institut Richard Eggers in Langenhagen/Isernhagen, einer Region in Hannover. Ihre Motivation für diesen Beruf hat tiefgehende persönliche Wurzeln, die mit einer tragischen Erfahrung in ihrem Leben verbunden sind. Als sie 19 Jahre alt war, verlor sie ihre Tochter in der 40. Schwangerschaftswoche. Diese schmerzliche Erfahrung veränderte nicht nur ihr Leben, sondern führte sie auch zu ihrer beruflichen Entscheidung.
In ihrer schweren Zeit stieß Schmidt-Döring auf unsensible Reaktionen aus ihrem Umfeld. Kommentare wie „Sie hat doch noch gar nicht gelebt“ zeigten ihr, wie wenig Verständnis oft für die Trauer anderer besteht. Hierbei erlebte sie die Unterstützung einer Bestatterin, die ihr in dieser dunklen Phase beistand. Diese positive Erfahrung inspirierte sie, selbst Bestatterin zu werden, um anderen Menschen in ähnlichen Situationen Halt und Unterstützung zu bieten. „Bestatter sollten eine gewisse Distanz wahren“, betont sie und reflektiert damit die Notwendigkeit, in der Trauerarbeit sowohl Empathie als auch professionelle Distanz zu wahren.
Umgang mit Trauer: Die Phasen des Verlusts
Der Umgang mit Verlust ist ein zentraler Aspekt der Bestattungsarbeit. Elisabeth Kübler-Ross, eine renommierte Sterbeforscherin, hat ein Modell entwickelt, das die Phasen der Trauer beschreibt. Ihre fünf Phasen sind:
- Leugnen
- Zorn
- Verhandeln
- Depression
- Akzeptanz
Zusätzlich haben andere Autoren zwei weitere Phasen, Schuldgefühle und Desorganisation, in das Modell integriert. Diese Phasen helfen Betroffenen, ihren Trauerprozess besser zu verstehen und ihre Gefühle zu sortieren. Es ist bekannt, dass die Intensität und Dauer dieser Phasen stark von der Nähe zur verstorbenen Person abhängen.
Die Trauerphasen erfordern oft professionelle Unterstützung. In der Phase des Leugnens kann die Realität des Todes schwer akzeptiert werden, was langfristig zu emotionalen Schwierigkeiten führen kann. Sollte diese Phase zu lange anhalten, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In der Wut-Phase toben oft Vorwürfe und unkontrollierte Emotionen; es wird empfohlen, diese Wut nicht zu unterdrücken.
Besonders prägnant sind Schuldgefühle bei Unfalltoten, die einer zusätzlichen Unterstützung bedürfen, um mit der Trauer umzugehen. Die Phase der Desorganisation bringt Überforderung mit sich, wohingegen Betroffene in der Verhandlungsphase oft versuchen, das Geschehene rückgängig zu machen. Die Akzeptanz schließlich, in der der Heilungsprozess beginnt, ermöglicht es Betroffenen, wieder Freude am Leben zu empfinden.
Wichtige Unterstützung durch Bestatter
Bestattungsunternehmen spielen eine essentielle Rolle in allen Phasen der Trauer, indem sie Betroffenen zur Seite stehen und sie bei Fragen unterstützen. Diese Rolle wird durch Schmidt-Dörings eigene Erfahrungen eindrucksvoll unterstrichen. Ihre Entscheidung, Bestatterin zu werden, spiegelt den Wunsch wider, anderen in schweren Zeiten zur Seite zu stehen.
Ihre Arbeit ist nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Möglichkeit, ihre eigene Trauer zu verarbeiten und anderen Menschen zu helfen, die ihre Verluste bewältigen müssen. Das Verständnis für die emotionalen und psychologischen Herausforderungen, die mit dem Tod verbunden sind, macht den Beruf des Bestatters zu einer der anspruchsvollsten und zugleich ergreifendsten Tätigkeiten.