
Aktuell stehen an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) rund 1.000 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für ein Spenderorgan, während bundesweit mehr als 8.200 Menschen auf eine Transplantation warten. Dies ergab eine Veranstaltung der MHH, die sich mit Maßnahmen zur Erhöhung der Zahl der Organspender auseinandersetzte. Dr. Axel Rahmel von der Deutschen Stiftung Organtransplantation beschrieb die Lage als dramatisch und wies darauf hin, dass 85 Prozent der Bevölkerung zwar positiv zur Organspende eingestellt sind, dennoch nur eine Minderheit ihrer Entscheidung auch dokumentiert hat.
Die Politik ist gefordert, um die Situation zu verbessern. So wurden verschiedene Ansätze erörtert, darunter die Erleichterung der Zustimmung zur Organspende sowie die Einführung einer Widerspruchslösung. Diese Widerspruchsregelung würde bedeuten, dass Personen, die nicht ausdrücklich widersprechen, automatisch als potenzielle Organspender gelten. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde von fraktionsübergreifenden Abgeordneten im Bundestag initiiert, um die stagnierende Zahl der Organspender zu erhöhen und den eklatanten Mangel an Spenderorganen zu bekämpfen.
Wichtige Gesetzesinitiativen und deren Beratungen
Der Bundestag beriet am 5. Dezember 2024 intensiv über die Widerspruchsregelung. Die Abgeordnete Sabine Dittmar von der SPD nannte einen Paradigmenwechsel in der Organspende notwendig, während CDU-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Dringlichkeit einer baldigen Entscheidung unterstrich. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass derzeit etwa 8.400 Patienten auf ein Spenderorgan warten. Allerdings sind die Meinungen der Abgeordneten zur Einführung der Widerspruchslösung höchst unterschiedlich.
Der Grüne-Abgeordnete Prof. Dr. Armin Grau betonte, dass Angehörige zwar informiert werden, jedoch kein Entscheidungsrecht hätten, während FDP-Abgeordnete Kristine Lütke Bedenken hinsichtlich der Widerspruchslösung äußerte und das Selbstbestimmungsrecht in den Vordergrund stellte. In einem ähnlichen Ton äußerte sich der AfD-Abgeordnete Martin Sichert, der die Regelung als potenziellen Eingriff in die individuelle Freiheit kritisierte.
Aufklärung und Veranstaltung zur Organspende
Angesichts dieser Herausforderungen veranstalten die HAZ und die MHH einen Talk über Organspende, bei dem Experten suchende Lösungen für die Erhöhung der Organspender diskutieren werden. Der Talk findet am Donnerstag, den 27. Februar, um 18 Uhr im Hörsaal G der MHH statt. Gäste sind unter anderem Dr. Markus Quante, Dr. Frank Logemann, Dr. Gertrud Greif-Higer, Anita Wolf und Michael Gertzmann. Die Veranstaltung ist kostenfrei und erfordert eine Anmeldung über einen bereitgestellten Link. HAZ-Leser können zudem Fragen per E-Mail an die Redaktion senden.
Zusammenfassend ergibt sich ein Bild, das sowohl die Herausforderungen als auch die hoffnungsvollen Ansätze zur Verbesserung der Organspende-Situation in Deutschland beschreibt. Nur durch umfassende Aufklärung und politische Weichenstellungen kann die dringend benötigte Zahl der Organspender erhöht werden. Dafür ist es wichtig, dass mehr Menschen ihre Entscheidung zur Organspende auch aktiv dokumentieren.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema in den Berichten von MHH und im Bundestag.