
Im katholischen Dekanat Bremen-Nord ist ein umfassender Immobilienprozess im Gange, der alle Kirchenstandorte betrifft. Begonnen im Sommer 2022, wird gegenwärtig die zweite von fünf Phasen durchgeführt, in der Daten zum Gemeindeleben erfasst und Ideen zur zukünftigen Nutzung der Immobilien entwickelt werden. Laut dem Weser-Kurier sind auch der Kirchort Guter Hirt in Lilienthal und seine 1.900 Gläubigen Teil dieses Prozesses.
Der Immobilienprozess wird als wichtig erachtet, da die katholische Kirche in der Region zunehmend Mitglieder verliert, immer weniger Pastoren zur Verfügung stehen und die finanziellen Ressourcen sinken. Dies hat zur Folge, dass das Bistum Hildesheim plant, bis 2030 etwa die Hälfte seiner rund 1.400 Gebäude aufzugeben. Berichten zufolge hat das Bistum bereits seit dem Jahr 2000 65 Kirchen entwidmet und verkauft.
Einbindung der Gemeinden
Um den Prozess transparent zu gestalten, werden die Mitgliedsgemeinden aktiv einbezogen. Eine Gemeindeversammlung in Osterholz-Scharmbeck hat kürzlich über den Status des Immobilienprojekts informiert. Ute Zeilmann, Pastoralreferentin in Lilienthal, äußerte, dass das kirchliche Leben vor Ort in den nächsten fünf bis zehn Jahren als gesichert gilt. Dennoch gibt es Bedenken der Gemeindemitglieder bezüglich des Verlustes ihrer kirchlichen Heimat.
Die Ergebnisse der aktuellen Phase 2 des Prozesses sollen am 14. Mai in einer Versammlung in der Mensa auf dem Campus in der Kreisstadt präsentiert werden. Diese Phase dauert maximal sechs Monate und umfasst eine umfassende Bestandsaufnahme sowie die Erhebung von Anliegen der Gemeinden. Ein zentraler Bestandteil sind auch Interviews mit Verantwortungsträgern in der Kommune, um die sozialen und gesellschaftlichen Gegebenheiten besser einschätzen zu können, wie das Projektteam St. Joseph formuliert.
Ökologische Perspektiven
Eine weitere Herausforderung für das Dekanat ist die Vorgabe, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dies erfordert eine energetische Verbesserung der Gebäude. Für die Gemeinden, die am Immobilienprozess teilnehmen, werden Zuschüsse für die Sanierung von Kirchengebäuden zur Verfügung gestellt. Das hohe Maß an ehrenamtlichem Engagement sowie regelmäßige Aktivitäten wie Pfadfinder-Gruppen und Projekte zur Obdachlosenhilfe sind essentielle Bestandteile des kirchlichen Lebens in der Gemeinde.
Die Kirche sieht sich einem grundlegenden Wandel gegenüber, der die Sichtbarkeit und Vernetzung mit anderen gesellschaftlichen Akteuren erfordert. Eine Mitgliederbefragung ergab, dass der katholische Einfluss im Gemeindeleben als zu gering empfunden wird. Die aktuelle Diskussion über die Immobilienstrategie gesellt sich somit zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Zukunft der Kirche im Bistum Hildesheim, wo in den kommenden Jahren wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen.