
Dr. Daniel Kristanto, ein 31-jähriger Physikingenieur, erhält das Carl von Ossietzky Young Researchers‘ Fellowship für sein vielversprechendes „Individual Brain Project“ an der Universität Oldenburg. Ziel dieses innovativen Projekts ist es, ein tieferes Verständnis für die einzigartigen Funktionen menschlicher Gehirne zu entwickeln und neue Methoden in der Hirnforschung zu fördern. Kristanto kritisiert den aktuellen Ansatz der Neurowissenschaften, der stark auf Gruppenergebnissen basiert, und fordert eine größere Berücksichtigung individueller Unterschiede.
Kristanto, der an der Universitas Gadjah Mada in Indonesien und der Thammasat University in Thailand studierte, hat seine Doktorarbeit an der Hong Kong Baptist University verfasst, wo er sich auf neuronale Informationsverarbeitung spezialisiert hat. Im Jahr 2022 kam er für ein Joint Fellowship nach Deutschland und arbeitete am Department für Psychologie in Oldenburg. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter plant er, langfristig in Oldenburg zu bleiben.
Individuelle Gehirnmodelle
Ein zentrales Anliegen von Kristantos Forschung ist die Entwicklung individueller Hirnmodelle, die ebenso einzigartig sind wie Fingerabdrücke. Diese Modelle sollen auf MRT-Aufnahmen basieren und so dazu beitragen, die Unterschiede in der Gehirnfunktion besser zu verstehen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil seines Projekts ist die Schaffung eines öffentlich zugänglichen Wissensspeichers, der Hirnscans mit Forschungsergebnissen und Methoden verknüpft.
Kristanto plant, individuelle Hirnmerkmale zusammen mit demografischen Daten zu analysieren. Seine Vision ist es, diesen Prozess ähnlich wie die personalisierten Empfehlungen bei Streamingdiensten zu gestalten. Um seine Ideen weiter voranzutreiben, bereitet er einen Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft für das Emmy Noether-Programm vor. Langfristig strebt er an, auf dieser Basis personalisierte Diagnosen und Therapien zu entwickeln.
Technologische Schnittstellen
Ein wichtiges Werkzeug in der modernen Hirnforschung ist das Elektroenzephalogramm (EEG), das nicht-invasiv die elektrische Aktivität im Gehirn aufzeichnet. Diese Technologie, die seit ihrer Erfindung durch Hans Berger im Jahr 1924 erheblich fortentwickelt wurde, findet Anwendung in der Diagnostik neurologischer Erkrankungen wie Epilepsie und Schlafstörungen. EEG-Technologie ermöglicht die Erkennung von verschiedenen Gehirnwellen und liefert wertvolle Informationen zur Beurteilung der Gehirnfunktion.
Mit der Entwicklung des quantitativen EEG (qEEG) erhält die Forschung ein noch präziseres Analysewerkzeug. EEG wird häufig in Kombination mit anderen bildgebenden Verfahren wie MRT und PET eingesetzt, um umfassendere Einblicke in die Gehirnfunktion zu gewinnen. Diese Kombination von Technologien ist entscheidend für Fortschritte in den kognitiven Neurowissenschaften und kann auch mit der Entwicklung von Gehirn-Computer-Schnittstellen in Verbindung stehen.
Die Zukunft der EEG-Technologie verspricht weitere Innovationen, einschließlich Miniaturisierung und verbesserter Datenverarbeitung. Diese Entwicklungen könnten sich als entscheidend für eine noch tiefere Verständnis der neurologischen Zusammenhänge erweisen und damit die Forschung von Wissenschaftlern wie Dr. Kristanto nachhaltig bereichern.
Zusammenfassend zeigt sich, dass Kristantos Arbeit im „Individual Brain Project“ eine potenziell revolutionäre Wendung in der Hirnforschung darstellt. Durch den Fokus auf Individualisierung und den Einsatz fortschrittlicher Technologien wie EEG zielt er darauf ab, bedeutende Fortschritte in der Diagnostik und Therapie neurologischer Erkrankungen zu ermöglichen.