
Eine neuartige Studie der Universitätsmedizin Oldenburg zielt darauf ab, das Sturzrisiko bei älteren Menschen signifikant zu senken. Diese Initiative, unter dem Projektnamen „iSeFallED“ gefördert mit 1,79 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, untersucht spezielles Training für Personen über 60 Jahre, die sich nach einem Sturz ambulant in der Notaufnahme behandeln lassen. Wie UOL berichtet, haben frühere Studien gezeigt, dass etwa zwei Drittel dieser Personen ein erhöhtes Risiko für erneute Stürze aufweisen.
Das Projekt „iSeFallED“ konzentriert sich auf Menschen, die bereits in den Notaufnahmen des Klinikums oder Evangelischen Krankenhauses Oldenburg behandelt wurden. Hierbei werden die Teilnehmenden anhand spezifischer Forschungsergebnisse ausgewählt, die auf ein erhöhtes Sturzrisiko hindeuten. Vorgesehen ist ein umfassender Check-up in der Hochschulambulanz Geriatrie, um Daten zur allgemeinen Verfassung, Beinmuskulatur, Gedächtnisleistungen und Sturzängsten zu erheben.
Individualisierte Trainingsprogramme
Bei ärztlicher Zustimmung erhalten die Probanden ein individuelles Kraft- und Gleichgewichtstraining, das über einen Zeitraum von sechs Monaten durchgeführt wird. Dieses Training umfasst neben konventionellen Übungen die Nutzung eines Perturbationslaufbands sowie Übungen mit Bällen, Hanteln und Balanceboards. Der Trainingsplan orientiert sich an neu aufgelegten Leitlinien zur Sturzprävention, die speziell für Oldenburg angepasst wurden.
Für Teilnehmende, die nicht in der Lage sind, die Universität aufzusuchen, werden Trainingsvideos bereitgestellt, die ein dreimal wöchentliches Training zu Hause ermöglichen. Darüber hinaus werden Gespräche mit dem Stadtsportbund geführt, um das Training auch in Sportvereinen anzubieten. Sechs und zwölf Monate nach Beginn des Trainings sind weitere Untersuchungen geplant, um die Veränderungen des Sturzrisikos zu dokumentieren.
Gesamtgesellschaftliche Herausforderung
Stürze sind ein weit verbreitetes gesellschaftliches Problem in Deutschland, wie das NCBI erläutert. Jährlich erleiden ältere Menschen 5-6 Millionen unbeabsichtigte Stürze, und über 400.000 von ihnen erleiden dabei Knochenbrüche. Der Anstieg bei sturzbedingten Hüftfrakturen von 120.000 im Jahr 2004 auf über 140.000 im Jahr 2018 ist alarmierend. Die finanziellen Belastungen aufgrund sturzbedingter Verletzungen belaufen sich auf über 3 Milliarden Euro jährlich.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, aktualisiert die Bundesinitiative Sturzprävention (BIS) ihre Empfehlungen zur Sturzprävention für ältere Menschen, insbesondere für zu Hause lebende Personen. Diese Initiative wird von Wissenschaftlern, Krankenkassen sowie Seniorenorganisationen geleitet und zielt auf die Schaffung von evidenzbasierten Maßnahmen zur Sturzverhinderung ab.
Die BIS sieht zwei Hauptzielgruppen: ältere Personen mit erhöhtem Risiko und moderaten funktionalen Einschränkungen sowie solche mit erheblichen Einschränkungen. Die qualitativen Empfehlungen umfassen unter anderem die Durchführung von Gruppentrainings, die mindestens einmal pro Woche stattfinden sollten, um die Gleichgewichts- und Kraftfähigkeiten zu fördern.
Das Training wird nicht nur als individuelle Maßnahme, sondern als gesamtgesellschaftliche Herausforderung betrachtet. Eine nachhaltige Lösung erfordert nicht nur Engagement von Einzelpersonen, sondern auch von Institutionen und Gemeinschaften, wie im umfassenden Dokument der BIS dargestellt BIS Empfehlungspapier.