
In Wildeshausen herrscht große Unsicherheit unter Schulabgängern, die auf der Suche nach einer passenden Berufsausbildung sind. Dies wissen auch die Industrie- und Handelskammer (IHK), die Arbeitsagentur und die Volksbank Oldenburg-Land Delmenhorst, die gemeinsam für die duale Ausbildung werben. Am 14. Mai wird die „Nacht der Bewerber“ stattfinden, bei der die Jugendlichen Einblicke in rund 50 verschiedene Ausbildungsberufe und duale Studiengänge erhalten können. IHK-Geschäftsbereichsleiter Bildung, Stefan Bünting, betont die duale Ausbildung als Grundlage für nachhaltige berufliche Laufbahnen. Gleichzeitig wird auf die Dringlichkeit hingewiesen: Im Landkreis Oldenburg stehen 100 unbesetzte Ausbildungsstellen 86 Bewerbern gegenüber.
Tina Kotara von der Volksbank hebt hervor, dass die duale Ausbildung eine Schlüsselrolle für die Zukunft junger Menschen spielt. Neben gefragten Berufen wie Kauffrau/-mann für Büromanagement, Kfz-Mechatroniker und medizinische Fachangestellte werden auch moderne Ausbildungsberufe wie Fachinformatiker angeboten. Um die entsprechenden Ausbildungsplätze zu gewinnen, ist das Engagement der Betriebe entscheidend, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels. Aktuell bilden nur 19,1% der Betriebe aus, was den Druck auf die vorhandenen Plätze erhöht.
Aktuelle Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt
Der Ausbildungsmarkt ist momentan angespannt. Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gab es 2019 noch 1,33 Millionen Auszubildende, jedoch wurde der Markt 2020 durch die Coronapandemie stark getroffen. Die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge fiel auf 467.500, was einen Rückgang von 11% bedeutet. Diese Entwicklung hat auch zur Folge, dass unbesetzte Ausbildungsstellen gestiegen sind, während gleichzeitig immer mehr Bewerber ohne Ausbildungsplatz dastehen. Der demografische Wandel zwingt die Unternehmen dazu, aktiv um Talente zu werben.
Im Jahr 2024 wurden bundesweit 486.700 duale Ausbildungsverträge neu abgeschlossen, ein Rückgang von 2.500 im Vergleich zum Vorjahr. Das Ausbildungsangebot sank auf 556.100 Stellen, während die Nachfrage um 4.200 auf 557.100 stieg. Die ver.di Jugend fordert daher eine umfassende Ausbildungsplatzgarantie, um sicherzustellen, dass jeder junge Mensch die Möglichkeit auf eine Ausbildung erhält. Der Rückgang der Ausbildungsplätze ist ein alarmierendes Zeichen, besonders in Zeiten, in denen der Fachkräftemangel bereits ein zentrales Thema darstellt.
Die Notwendigkeit von Praxiserfahrung
Sarah Polek von der Arbeitsagentur rät den Jugendlichen, unbedingt Praxis-Erfahrungen zu sammeln. Praktika sind dabei ein wichtiger Schritt, um Einblicke in die Berufswelt zu gewinnen und um die eigene Position auf dem Ausbildungsmarkt zu stärken. Frank Ostertag von der Volksbank hebt die Verzahnung von Theorie und Praxis hervor, die in der dualen Ausbildung fundamental ist. Ausbildungsstellen bieten nicht nur frühe Verdienstmöglichkeiten, sondern auch direkte Einblicke in verschiedene Branchen, was für zukünftige Karrierechancen von großem Vorteil sein kann.
Angesichts der aktuellen Situation sollten Jugendliche alle Möglichkeiten nutzen, um sich gut auf den Zugang zu den begehrten Ausbildungsplätzen vorzubereiten. Während in Delmenhorst 229 Bewerber auf der Suche nach einer Ausbildung sind, stehen in Wildeshausen 100 unbesetzte Ausbildungsstellen bereit. Letztlich hängt der weitere Verlauf des Ausbildungsmarktes von der aktiven Beteiligung aller Akteure ab, die an einem Strang ziehen müssen, um jungen Menschen Perspektiven zu bieten.