
Salzgitter setzt auf Veränderungen im Rüstungssektor, um frische Geschäftsimpulse inmitten wachsender Herausforderungen in der Stahlindustrie zu generieren. Vorstandschef Gunnar Groebler hat betont, dass die Nachfrage nach Stahl und insbesondere Sicherheitsstahl steigen wird. Das Unternehmen ist bereits als Lieferant für die Rüstungsindustrie tätig, allerdings werden keine konkreten Mengen genannt. Eine neu ins Leben gerufene „Task Force Verteidigung“ soll die Aktivitäten in diesem Bereich koordinieren. Dazu zählen Produkte wie Rohre für Schusswaffen und beschussfeste Grobbleche für militärische Fahrzeuge.
Die Sicherheitsstahl-Serie „Secure“, die von der Tochtergesellschaft Ilsenburger Grobblech entwickelt wurde, profitiert von den übernommenen Markenrechten und dem Know-how von Thyssenkrupp. Während Salzgitter auf eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Bundeswehr setzt, um weitere Zulassungen zu erlangen, ist ein wichtiger Schritt die Erlangung von TL-Zertifizierungen. Groebler hebt hervor, dass zwischen politischen Entscheidungen und den notwendigen Verwaltungsprozessen oft Asynchronität herrscht.
Wachstumspotenzial im Verteidigungssektor
Die geopolitischen Spannungen, insbesondere der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, haben den Verteidigungssektor in Europa stark wachsen lassen. Mehrere europäische Unternehmen, darunter bekannte Akteure wie Airbus, Rheinmetall und Saab, bieten Investitionsmöglichkeiten und zeigen ein starkes Wachstum. Airbus generiert 20 Prozent seines Umsatzes im Verteidigungsbereich, während Rheinmetall durch Partnerschaften und innovative Produkte, wie den Panther KF51, einen beachtlichen Zuwachs von über 110 Prozent im Jahr 2024 verzeichnen konnte.
Auch nicht unwesentlich sind die Pläne der EU, einen Rüstungsfonds von 150 Milliarden Euro einzurichten, um Staaten bei Rüstungskäufen zu unterstützen. Unternehmen, die sich nicht mit völkerrechtlich umstrittenen Waffen beschäftigen, rücken dabei zunehmend ins Interesse der Investoren. Der neu aufgelegte „WisdomTree Europe Defence ETF“ zielt darauf ab, europäische Rüstungsunternehmen zu fördern.
Salzgitter als strategischer Mitspieler
Salzgitter ist nicht nur auf das Verteidigungsgeschäft ausgerichtet, sondern sieht auch Potenziale in Infrastrukturprojekten, wie etwa dem Brückenbau und der Entwicklung von Wasserstoffnetzen. Dennoch kämpft das Unternehmen mit den aktuellen Herausforderungen einer schwachen Konjunktur, sinkenden Stahlpreisen und hohen Energiekosten. Im Jahr 2024 sank der Umsatz um 800 Millionen Euro auf insgesamt 10 Milliarden Euro, was zu einem Verlust von fast 350 Millionen Euro führte.
Um diese finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, wurde ein Sparkurs eingeleitet, der Einsparungen von insgesamt 500 Millionen Euro zum Ziel hat. Ein Stellenabbau wird ebenfalls in Erwägung gezogen, jedoch werden keine Kürzungen im Bereich der Grünstahl-Produktion geplant. Das innovative Projekt zur CO₂-armen Stahlproduktion unter der Marke „Salcos“ wird hingegen fortgeführt. Die Finanzierung für das 2,3 Milliarden Euro teure Projekt sei bereits gesichert.
Die verschiedenen Akteure im europäischen Verteidigungssektor und das strategische Vorgehen von Unternehmen wie Salzgitter verdeutlichen, dass der Markt für Rüstungsunternehmen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter an Bedeutung gewinnen wird. Die Nachfrage bleibt aufgrund geopolitischer Spannungen und der Notwendigkeit einer leistungsfähigen Landesverteidigung unvermindert hoch. Laut MarketScreener erweisen sich Unternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk als lukrative Investitionen, während Salzgitter versucht, seine Position in diesem sich schnell entwickelnden Markt zu sichern.
Insgesamt zeigt sich, dass Salzgitter und andere europäische Rüstungsunternehmen sich im Kontext von Sicherheitsbedenken und geopolitischen Entwicklungen neu ausrichten, um den Herausforderungen einer modernisierten Verteidigungsstrategie gerecht zu werden. Das Interesse der Anleger an diesem Sektor könnte zusätzliche Dynamik erzeugen, die für die Unternehmen neue Chancen eröffnet.