
Die Diskussion um die nachhaltige Fischerei in Niedersachsen gewinnt an Fahrt. Die Landesregierung plant einen umfassenden Fischereidialog, der Vertreter aus verschiedenen Sektoren zusammenbringt, um tragfähige Lösungen für die Herausforderungen der Küstenfischerei zu entwickeln. Dieses Vorhaben, das Fischern, Naturschützern, Wissenschaftlern und Küstenvertretern eine Plattform bietet, wird voraussichtlich Ende April in Wilhelmshaven gestartet, wie der Weser-Kurier berichtet.
Der notwendige Dialog kommt nicht von ungefähr. Die Zahl der aktiven Küstenfischer in Niedersachsen ist von 70 im Jahr 2023 auf 57 Betriebe im Jahr 2024 zurückgegangen. Die Fangmengen von Krabben, Muscheln und Frischfisch sind ebenfalls rückläufig. Einflussfaktoren wie der Ausbau von Offshore-Windparks und strengere Vorgaben für den Meeresnaturschutz tragen zu diesen Entwicklungen bei. Das Küstenmeer, welches sich vom Festland bis hinter die Ostfriesischen Inseln erstreckt, ist eine der Hauptregionen, die es zu schützen gilt.
EU-Initiativen zur nachhaltigen Fischerei
Parallel zu den Regionalinitiativen in Deutschland hat die Europäische Kommission jüngst ein umfassendes Paket zur nachhaltigen Gestaltung des Fischerei- und Aquakultursektors in der EU vorgestellt. Ziel ist es, nicht nur die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, sondern auch die Meeresökosysteme zu schützen. EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius betont die Notwendigkeit eines „Pakts für Fischerei und Ozeane“, um nachhaltige Praktiken im Sektor zu fördern, so die EU-Vertretung. Bei der Umsetzung dieser Vorschläge spielt die lokale Fischerei eine entscheidende Rolle.
Der Exekutivvizepräsident Frans Timmermans hebt hervor, dass insgesamt 124.630 Menschen in der gewerblichen Fischerei in der EU beschäftigt sind, was die soziale Dimension dieser Problematik verdeutlicht. Der Aktionsplan zur Verbesserung der Kraftstoffeffizienz und der Umstellung auf erneuerbare Energien bietet zudem neue Perspektiven für die gesamte Branche.
Die Rolle der nachhaltigen Fischerei
Die Diskussion über nachhaltige Fischerei ist auch im Kontext globaler Trends wichtig. Eine Studie im internationalen Wissenschaftsmagazin „Frontiers in Marine Science“ zeigt, dass MSC-zertifizierte Fischereien im Vergleich zu konventionellen Betrieben gesündere Fischbestände aufweisen. Über 35 % der weltweiten Fischbestände sind überfischt. Nachhaltige Fischereien fördern die Erhaltung der Meere und tragen zu langfristig stabilen Erträgen bei. Die Studie, durchgeführt von der University of Washington in Zusammenarbeit mit dem Marine Stewardship Council, bietet einen klaren Beweis für die Wirksamkeit nachhaltiger Praktiken in der Branche, so Fisch und Fang.
Der niedersächsische Fischereidialog fügt sich in diese übergeordnete Strategie ein und soll auf den Ergebnissen der Zukunftskommission Fischerei auf Bundesebene basieren, deren Ergebnisse Anfang April erwartet werden. Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, die sowohl den Anforderungen des Umweltschutzes als auch den Bedürfnissen der Fischer gerecht werden.