Aachen

Geschlechtersensible Medizin: Ein neuer Weg für die Gesundheitsversorgung!

Am 14. Februar 2025 veröffentlichte die Uniklinik RWTH Aachen spannende Erkenntnisse zur geschlechtssensiblen Medizin, die von Dr. Sandra Kraemer und Dr. Elisabeth Zechendorf erarbeitet wurden. Ihre Forschung fokussiert sich auf geschlechtsspezifische Unterschiede auf Zellebene, wobei sie betonen, dass typische Symptome eines Herzinfarkts zwischen Männern und Frauen variieren. Während Männer häufig unter stechenden Brustschmerzen leiden, beschreiben Frauen oft unspezifische Symptome wie Oberbauchschmerzen, Rückenschmerzen, Kurzatmigkeit und Erschöpfung. Diese Differenzen unterstreichen die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Medizin, die sowohl biologische als auch soziokulturelle Unterschiede berücksichtigt.

Im Juli 2023 empfahl der Wissenschaftsrat, die Geschlechterforschung weiter voranzutreiben. Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass in der medizinischen Forschung häufig nur männliche Versuchstiere verwendet werden, was etwa 80 Prozent der Studien ausmacht. Dr. Kraemer und Dr. Zechendorf plädieren daher für eine Einbeziehung weiblicher Versuchstiere und eine getrennte Auswertung der Ergebnisse. Diese Unterschiede haben weitreichende Konsequenzen, denn männliche Zellen zeigen stärkere Entzündungsreaktionen als weibliche.

Schlüsselbereiche der Gendermedizin

Gendermedizin, die in den späten 1980er Jahren in den USA entstand, untersucht die biologischen und sozialen Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Gesundheitskontext. Sie zielt darauf ab, die Gesundheit beider Geschlechter zu verbessern und Ungleichheiten im Gesundheitswesen abzubauen. Bedeutende Aufgabengebiete sind die Analyse geschlechtsspezifischer Risikofaktoren sowie die Entwicklung spezifischer diagnostischer Verfahren und Präventionsstrategien.

Die AG Gendermedizin führte kürzlich eine Veranstaltung mit 50 Teilnehmenden durch, um geschlechtersensible Forschungs- und Behandlungsmethoden zu präsentieren und zu vernetzen. Diese Arbeitsgruppe, die 2010 gegründet wurde, berücksichtigt neben Geschlecht auch andere Diversity-Aspekte wie Alter, Herkunft und sexuelle Identität. Im aktuellen Curriculum des Modellstudiengangs Medizin an der RWTH Aachen wurde ein Profilbereich zu „Gender and Diversity in der Medizin“ integriert, der seit dem Wintersemester 2023/24 angeboten wird.

Ungleichheiten im Gesundheitswesen

Trotz der bedeutenden Fortschritte in der Gendermedizin führt das sogenannte Gender Health Gap weiterhin zu Unter- oder Fehlbehandlungen, insbesondere bei Frauen. Diese Ungleichheiten werden durch eine lange Zeit männlich dominierte Forschung verstärkt. Beispielhaft zeigen Analysen geschlechtsspezifische Unterschiede bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychischen Erkrankungen. Oft können Symptome und Behandlungseffekte variieren, was dringend einen Umdenkprozess im Gesundheitswesen erfordert.

Ein zentrales Problem bleibt der Mangel an geschlechtsspezifischen Daten und die Komplexität der aktuellen Forschung. In vielen Fällen orientieren sich klinische Studien an männlichen Probanden, was zu ungenauen Diagnosen und einer beeinträchtigten Lebensdauer insbesondere von Frauen führt. Diese Herausforderungen müssen angegangen werden, um die Gesundheitsversorgung gerechter und effektiver zu gestalten.

Hinzu kommt, dass in jüngster Zeit Diskussionen um Geschlechterungleichheiten im Gesundheitswesen aufgrund der COVID-19-Pandemie an Intensität gewonnen haben. Diese Krise hat nicht nur die strukturellen Ungleichheiten verschärft, sondern auch die Notwendigkeit hervorgehoben, geschlechtsspezifische Aspekte in der öffentlichen Gesundheitsvorsorge zu berücksichtigen. Globale Initiativen wie das Netzwerk Global Health 50/50 betonen die Dringlichkeit, Geschlechtergleichheit im Gesundheitswesen zu fördern.

Die notwendigen Schritte zur Schaffung einer gerechteren Gesundheitsversorgung verlangen einen interdisziplinären Ansatz sowie einen kritischen Blick auf bestehende Strukturen. Es ist an der Zeit, Geschlechterfragen in der medizinischen Forschung und Praxis zu priorisieren, um nachhaltige Verbesserungen für die Gesundheit von Frauen und Männern zu erzielen.

Die RWTH Aachen und andere Institutionen stehen an vorderster Front dieser wichtigen Initiative, um mit umfassenden Forschungsansätzen und praktischen Lösungen zur Förderung der geschlechtssensiblen Medizin beizutragen. Während sich die Wissenschaftlerinnen um die Implementierung dieser Erkenntnisse bemühen, ist auch die Gesellschaft gefordert, diese Veränderungen aktiv zu unterstützen.

Für weitere Informationen zu den Fortschritten in der geschlechtssensiblen Medizin können Sie die Pressemitteilung der RWTH Aachen lesen: RWTH Aachen. Zusätzlich bietet DocFinder Einblicke in die wesentlichen Aspekte der Gendermedizin: DocFinder. Eine umfassende Diskussion zu diesen Themen finden Sie auch im Artikel von PMC: PMC.

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Aachen, Deutschland
Beste Referenz
rwth-aachen.de
Weitere Infos
docfinder.at

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